Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 696 — würde ich unter den Wiedertäufern als einer der Ersten geglänzt haben. – Mein damaliger Name verschaffte mir recht viele Kunden. Unter diesen stellte sich denn eines Tages auch eine schlanke oder vielmehr etwas klapperdürre in verschossene Seiden gekleidete Dame ein und bot mir das Ringlein zum Verkauf an. Trotz der Jahre und der großen Veränderung, die mit der Tochter meines ehemaligen Hauptmannes, der wunderschönen Herta vorgegangen war, erkannte ich sie doch auf den ersten Blick. Auch sie erinnerte sich meiner. Wir wurden bald Handels einig, denn sie brauchte Geld; ich zahlte, und sie ging schweigend, wie sie gekommen, wieder von dannen. Gern hätte ich sie ein wenig über ihr Schicksal examinirt, allein es ist von jeher mein Grundsatz gewesen, mit Armen und Unglücklichen mich nicht sehr gemein zu machen. Man wird leicht von der nämlichen Krankheit ergriffen und vor dieser Art Ansteckung habe ich eben so großen Abscheu, wie mich die Ansteckung der Haide und Schlösser ergetzte. Ich ließ sie also laufen, und Gott, der die Lilien auf dem Felde kleidet und die weißen Mäuse nicht verhungern läßt, damit sie die Jungen auf Messen und Märkten mit Tanzen quälen können, der wird sich wohl auch der heruntergekommenen Tochter meines ehemaligen Hauptmannes angenommen haben. – Nun, Du seehaltiges Linienschiff, was ist Dir denn? Bist’ die Hitze nicht gewohnt? Oder incommodirt Dich das Höllenwasser? Siehst aus, soll mir der Teufel die Nase
— 697 — krauen, als wärst Du seit ein paar Stunden seekrank! – Gieß neue Gluth auf, das hilft! – Mutterchen, – eine volle Galleasse, aber doppelt geheizt oder ich küsse Dich!« Aurel saß bleich wie ein Grabmonument dem ehemaligen Räuber gegenüber. Kalter Schweiß rann von seiner Stirn, die Hände zitterten ihm, daß er kaum das Glas noch zum Munde führen konnte. »Es geht vorüber,« sagte er matt und sich gewaltsam zusammenraffend, »die entsetzliche Hitze machte mich schwindlig.« »Beim zweiten Besuch spürst Du nichts mehr davon. Komm nur bald wieder! Aber so kratzt doch auf, was die Saiten halten! Es ist ja, weiß Gott, still wie in einer Todtengruft! Hört man sich doch selber schon sprechen!« Die Musik, welche eine kurze Pause gemacht hatte, da die Tanzenden abgetreten waren, stimmte abermals ihre ohrzerreißenden Töne an, die alsbald auch neue Tänzer auf den Plan lockten. Aurel starrte noch immer in halber Betäubung vor sich hin. Die Erzählung Blutrüssels hatte ihn mit furchtbarer Gewalt getroffen. – Die Fremden, welche auf Boberstein erschienen waren, hatten ein Recht zu ihren Forderungen, denn Alles, Alles, was Adrian’s erster Brief ihm gemeldet, fand eine grauenvolle Bestätigung in der spöttischen Erzählung des ergrauten Sünders. Der Brand des alten Schlosses – die Flucht seines Vaters mit Herta, die Rache Johannes’
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geglänzt haben. – Mein damaliger Name verschaffte<br />
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eines Tages auch eine schlanke <strong>oder</strong> vielmehr etwas<br />
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jeher mein Grundsatz gewesen, mit Armen und Unglücklichen<br />
mich nicht sehr gemein zu machen. Man<br />
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ergetzte. Ich ließ sie also laufen, und Gott, der die<br />
Lilien auf dem Felde kleidet und die weißen Mäuse<br />
nicht verhungern läßt, damit sie die Jungen auf Messen<br />
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sich wohl auch der heruntergekommenen Tochter meines<br />
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die Hitze nicht gewohnt? Oder incommodirt Dich das<br />
Höllenwasser? Siehst aus, soll mir der Teufel die Nase