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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 693 —<br />

»Du hast Dich vermuthlich versprochen und meinst<br />

das Mädel,« versetzte Blutrüssel mit widerlichem Grinsen.<br />

»Soll ein hübsches Forellchen sein, wie geschaffen<br />

für den Gaumen eines Haifisches.«<br />

Aurel fühlte, daß ihm das Blut nach dem Kopfe<br />

schoß, doch ließ er sich nichts von dieser unwillkommenen<br />

Bewegung merken. Statt aller Antwort erhob er<br />

seine linke Hand und hielt sie dem verthierten Kumpan<br />

dicht vor die stieren rothgelben Augen.<br />

»Kennst Du das?« fragte er den Musikanten und deutete<br />

auf den feinen Goldreif am kleinen Finger.<br />

»Sieh ’mal!« rief dieser aus. »Du bist ein glattköpfiger<br />

Seehund! Was hast Du bezahlt dafür?«<br />

»Mehr als er werth ist. Aber was kümmert das Dich!<br />

Viel lieber wäre es mir, zu hören, wie Du zu dem Frauenschmuck<br />

gekommen bist? Ich denke auf dem Wege<br />

der Geschwindigkeit, wie?«<br />

Blutrüssel runzelte fürchterlich die Stirn und schüttelte<br />

ungeduldig seinen grauen borstigen Kopf. »Das<br />

vergißt sich mit der Zeit,« sagte er, »nur in der Jugend,<br />

wo die Glieder flink und geschmeidig sind, ist das, was<br />

Du meinst, ein einträgliches Gewerbe. Den Reif habe<br />

ich mit gutem Gelde erkauft.«<br />

»Darf man fragen, von wem?« warf Aurel mit größter<br />

Gleichgiltigkeit hin, indem er sich seine kurze<br />

Thonpfeife anzündete und das leere Glas seines Gastes<br />

zum dritten Male füllen ließ.

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