Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

finanz.math.tugraz.at
von finanz.math.tugraz.at Mehr von diesem Publisher
26.12.2012 Aufrufe

— 680 — auch die etwaigen Rollen, die Jeder von uns zu übernehmen haben dürfte, am leichtesten vertheilen. Du siehst, lieber Bruder, daß ich einen Feldzugsplan im Großen beabsichtige und diesen gegen einen Feind angewendet wünsche, der uns fürchterlicher werden kann, als es gegenwärtig noch den Anschein hat. Soll ich wahr sein, so gestehe ich gern, daß mir die plumpe Forderung dieser Fremdlinge recht zu gelegener Zeit kommt. Sie hilft mir eine Idee verwirklichen, die ich lange Jahre still mit mir herumgetragen habe. Das Nähere, sobald wir uns sprechen! Ich wünsche nur, daß Du meine Ansichten und Entwürfe theilen magst! Einigen wir Brüder uns, so ist die Ausführung leicht, und stände ein ganzes Volk uns feindlich gegenüber. Es gilt nur Einsicht und kraftvolles Handeln. Nach den Erkundigungen, die ich seit zwei Tagen unter der Hand eingezogen habe, ist es nicht so gar unwahrscheinlich, daß wirklich hier oder da ein illegitimes Kind unseres galanten Herrn Vaters unbekannt in der Welt herumläuft. Es wäre zu viel verlangt, wenn irgend Jemand von uns forderte, daß wir solch’ wilden Sprößling und Ableger aufsuchen und an unsere Bruderherzen drücken sollten. Ich meines Theils spüre wenigstens ganz und gar keine Lust dazu. Allein gut wäre es doch, wenn man mit Bestimmtheit wüßte, wo sich diese Pseudo-Bobersteine umtreiben, die wohl schwerlich auf gräflichen Burgen Hof halten werden. Es wäre wichtig der Zukunft und unserer eigenen etwaigen

— 681 — Nachkommenschaft wegen. Auch könnte man mildthätig sein und das großmüthige Schicksal spielen, indem man solch’ unbekannten Bruder unterstützte, falls er sich in Noth befinden sollte. Aber nur spärlich, damit er stets abhängig bliebe und sich nie überheben könnte! Ist eigener Besitz Macht, so wird er durch Gegenbesitz in gewisser Hinsicht Ohnmacht und das muß ein berechnender Kopf vermeiden. Unterlasse daher nicht, ganz in der Stille herumzuhorchen und nach Spuren Boberstein’scher Lebensthätigkeit zu suchen! Nur schweige, schweige unverbrüchlich, ich bitte Dich! Da die Jahreszeit noch nicht zu sehr vorgerückt und das Wetter mild ist, wird es hoffentlich nichts zu bedeuten haben, wenn Du auch vier Wochen später unter Segel gehen solltest. Es wäre mir ohnehin des Geschäftes wegen solche Verzögerung lieb, denn um diese Zeit kann ich Dir die prächtigsten Proben neuer Druckmuster mitgeben, für die sich in Ostindien, sollte ich meinen, ein großer Absatz finden wird. Doch darum kümmerst Du Dich nicht, wie ich weiß, deßhalb nur diese oberflächliche Andeutung. – So eben erhalte ich Antwort von Adalbert aus Schlesien. Er kommt nach Boberstein und ist ganz meiner Ansicht. Ich bitte Dich, eile ebenfalls zu mir, damit wir schleunigst einen gefährlichen Feind vernichten können, ehe er noch Zeit und Macht gewinnt, sich gegen uns zu erheben. Es grüßt Dich liebevoll Dein Bruder

— 681 —<br />

Nachkommenschaft wegen. Auch könnte man mildthätig<br />

sein und das großmüthige Schicksal spielen, indem<br />

man solch’ unbekannten Bruder unterstützte, falls er<br />

sich in Noth befinden sollte. Aber nur spärlich, damit<br />

er stets abhängig bliebe und sich nie überheben könnte!<br />

Ist eigener Besitz Macht, so wird er durch Gegenbesitz<br />

in gewisser Hinsicht Ohnmacht und das muß ein<br />

berechnender Kopf vermeiden.<br />

Unterlasse daher nicht, ganz in der Stille herumzuhorchen<br />

und nach Spuren Boberstein’scher Lebensthätigkeit<br />

zu suchen! Nur schweige, schweige unverbrüchlich,<br />

ich bitte Dich!<br />

Da die Jahreszeit noch nicht zu sehr vorgerückt und<br />

das Wetter mild ist, wird es hoffentlich nichts zu bedeuten<br />

haben, wenn Du auch vier Wochen später unter<br />

Segel gehen solltest. Es wäre mir ohnehin <strong>des</strong> Geschäftes<br />

wegen solche Verzögerung lieb, denn um diese Zeit<br />

kann ich Dir die prächtigsten Proben neuer Druckmuster<br />

mitgeben, für die sich in Ostindien, sollte ich meinen,<br />

ein großer Absatz finden wird. Doch darum kümmerst<br />

Du Dich nicht, wie ich weiß, deßhalb nur diese<br />

oberflächliche Andeutung. –<br />

So eben erhalte ich Antwort von Adalbert aus Schlesien.<br />

Er kommt nach Boberstein und ist ganz meiner<br />

Ansicht. Ich bitte Dich, eile ebenfalls zu mir, damit wir<br />

schleunigst einen gefährlichen Feind vernichten können,<br />

ehe er noch Zeit und Macht gewinnt, sich gegen<br />

uns zu erheben. Es grüßt Dich liebevoll Dein Bruder

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!