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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 673 —<br />

Ich hoffte Madame M* zu werden und gab dies sehr<br />

unverhohlen zu erkennen. <strong>Die</strong>s war nicht politisch;<br />

mein Gebieter ward von Stund’ an kälter gegen mich;<br />

ich begann ihn zu tyrannisiren, auf meine Ansprüche<br />

pochend. <strong>Die</strong>s verdroß Herrn M* und eines schönen<br />

Morgens lohnte er mich ganz ruhig ab und händigte<br />

mir außerdem eine ansehnliche Summe als Abfindungsquantum<br />

ein. Obwohl ich es jetzt mit Bitten versuchte<br />

und keine kleine List unterließ, den Beleidigten<br />

mir wieder zu versöhnen, konnte ich ihn doch nicht<br />

erweichen. Ich mußte sein Haus verlassen –<br />

»In diesem Verhältniß hatte ich so viel erworben,<br />

um nöthigen Falles allein anständig leben zu können.<br />

<strong>Die</strong>s zog ich einer neuen dienstlichen Stellung vor. Ich<br />

miethete mir ein elegantes Logis, gab mich für eine<br />

junge Wittwe aus und spielte nicht ohne äußerliches<br />

Glück die gebildete Dame. So hoffte ich am leichtesten<br />

ein Ehebündniß mit irgend einem wohlhabenden<br />

Manne, der mir gefiel, herbeiführen zu können. Allein<br />

auch diese Speculation schlug mir nicht zum Glück<br />

aus. Ich fand viele Liebhaber, keinen Geliebten, und<br />

da ich schon längst den festen moralischen Halt verloren<br />

hatte, sank ich von Monat zu Monat tiefer, bis ich<br />

mich selbst verachten mußte. Ich ging von einer Hand<br />

zur andern, lebte äußerlich gut, befand mich scheinbar<br />

wohl und trug tief verborgen die Hölle in meinem<br />

Herzen. Nach und nach wich die erkünstelte Heiterkeit<br />

von mir, die so leicht alle Männer bestach und sie mir

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