26.12.2012 Aufrufe

Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

— 657 —<br />

Tacte in gehöriger Entfernung zu halten. Es fehlte ihr<br />

nie an den schärfsten und treffendsten Entgegnungen<br />

auf kecke <strong>oder</strong> gar zweideutige Anfragen, und so wußte<br />

sie sich denn inmitten einer Unzahl von Anbetern<br />

vollkommen sicher.<br />

»So verstrich wieder mehr als ein halbes Jahr. Wir<br />

Schwestern lebten in freien Stunden viel zusammen,<br />

sendeten so oft wie möglich Botschaft an unsere Ältern<br />

und erhielten dergleichen wieder zurück. Es hatte<br />

ganz den Anschein, als sei uns das Glück nicht abhold.<br />

Da bemerkte ich, daß Therese, die von Natur lebhafter<br />

und gesprächiger war, als ich, immer stiller wurde und<br />

oft sinnend vor sich hinstarrte. Ich beobachtete sie wochenlang,<br />

ohne nach dem Grunde zu fragen, schlich<br />

ihr unbemerkt nach, wenn sie am dunklen Abend zu<br />

mir kam und wieder nach Hause ging, und entdeckte<br />

einen ihrer harrenden Begleiter. Es war ein hoher, schöner<br />

Mann, wie ich späterhin hörte, ein Lievländer, von<br />

adliger Geburt und sehr reich. Bei dieser Entdeckung<br />

fielen mir zum ersten Male wieder die Worte der häßlichen<br />

Korbmartha ein und eine peinigende, nicht mehr<br />

von mir zu wälzende Angst schnürte mir das Herz zusammen.<br />

Ich entschloß mich, meine Schwester in theilnehmendstem<br />

Tone auszuhorchen, zur Rede zu setzen<br />

und sie zu warnen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!