Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 650 — »›Ihr wißt es ja,‹ sagte die Mutter. ›Gott erhalte sie mir nur gesund! Das liebe Kind ist meines Mannes Augapfel.‹ »Die Botenfrau schüttelte den Kopf, und als meine Schwester im Hause wieder verschwunden war, sagte sie: »›Käthe, Ihr verdientet gradezu Hungers zu sterben für Eure Unvernunft! Warum füttert Ihr das Mädel wie ein Wickelkind? Sie könnte ja, weiß der Herr, von der Mutter weg flugs heirathen, wenn sie Groschen hätte! Wäre die mein, die müßte dienen, und Ihr werdet recht wohl thun, Käthe, wenn Ihr die hübsche Blitzkröte lieber heut’ als morgen fortschafft und ein Maul weniger zu füttern habt.‹ »›Lieber Gott,‹ versetzte meine Mutter traurig, die Hände immer wie zum Gebet verschlungen, ›wohin soll ich sie denn bringen? Sie ist schwach und zart, und die Bauern mögen sie nicht.‹ »›Wer spricht denn von groben Bauern,‹ fiel die Botenfrau ein. ›Ein Mädel, so nett und flink und schelmisch, wie Eure Rese, muß in die Stadt. Solche Waldforellen hat man da gern. Die werden Euch dreimal so theuer bezahlt, wie das plumpe Volk, und hat sie erst ein halbes Jahr gedient, dann sollt Ihr Eure Freude an dem Mädel sehen, wenn sie Euch ’mal besucht. Wie eine Bürgermeisters-Tochter wird sie einhergehen und Kleider haben von halbseidenem Zeuge.‹
— 651 — »›Ach Martha, das wäre schon Alles recht gut, aber bedenkt nur die Verführung in den Städten! Die jungen Herren laufen da jedem frischen Dinge nach, das ein paar rothe Bäckchen und muntere Augen aufzuweisen hat, und wie bald läßt sich da solch’ ein unerfahrenes Kind durch schöne Worte bethören! Nein, nein, Martha, da will ich mir lieber den Bissen vom Munde abdarben, ja, wenn es sein muß, hungern, bis mich Gott in seiner Barmherzigkeit ausspannt! Nur mein Kind nicht dem Bösen Preis geben!‹ »Die Botenfrau lachte hellauf, trat meiner Mutter ein paar Schritte näher und sagte verächtlich: »›Käthe, Ihr seid eine Närrin! – Teufel noch ’mal, in welcher Zeit denkt Ihr denn, daß wir leben? Wir sind heutigen Tages aufgeklärter, wie vor vierzig Jahren; wir haben begreifen gelernt, daß man dem Glück die Hand reichen muß, will man es auf dieser Welt zu etwas bringen! Thörin, die ich war! Hätte ich’s Zugreifen verstanden, wer weiß, ob ich nicht jetzt Frau Soundso wäre! O, ich wüßte zu erzählen, wenn ich nur wollte, aber das ist vorüber und darum mag ich nicht weiter daran denken. – Dagegen, was Eure Rese anlangt so rathe ich Euch nochmals, thut sie fort und zwar in die Stadt. Sie kann erst als Kindermädchen ziehen, damit sie sich benehmen lernt. Da hat sie nicht viel zu thun und doch Gelegenheit, sich bekannt zu machen. Nun, und begegnet ihr, was Ihr alte Närrin ein Unglück nennt, so bringt sie das erst recht unter die Leute
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wäre! O, ich wüßte zu erzählen, wenn ich nur wollte,<br />
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