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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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hohlen Wahnes mache! – Möge mir der Ewige verzeihen,<br />

daß ich bei Anhörung solcher Worte und Gespräche<br />

selbst häufig Stunden hatte, wo ich mich zu diesem<br />

fürchterlichsten aller Glauben hinneigte! Sie gingen<br />

vorüber und mild, wie duftiger Abendwind von den<br />

Bergen meiner Heimath, berührte wieder der schlichte<br />

altväterische Glaube meiner armen Ältern mein angstvoll<br />

schlagen<strong>des</strong> Herz. Ich armes Mädchen will Niemand<br />

richten, da ich selbst der Schonung und Nachsicht<br />

so sehr bedarf, aber aussprechen muß ich es, Herr<br />

Kapitän, daß der Arme, der Darbende, der Unterdrückte<br />

ohne sein Festhalten an den Überlieferungen der<br />

Religion entweder wahnsinnig <strong>oder</strong> zum wüthenden<br />

Thiere werden müßte! Nur der Glaube und die Verheißungen<br />

<strong>des</strong> Glaubens lassen ihn den Jammer eines langen<br />

Lebens standhaft ertragen! Nur aus ihnen schöpft<br />

er die kargen, minutenlangen Freuden, mit denen er<br />

wie mit dem Schein einer geheiligten Lampe sein in<br />

ewige Finsterniß gehülltes Leben auf Augenblicke erleuchtet!<br />

Nur der Kraft dieses Glaubens verdankt er<br />

selbst sein sittliches Dasein, verdankt die Welt ihr geordnetes<br />

Fortbestehen! Könnten jene Verhöhner aller<br />

Religion, die schreiend ihre Fahnen entfalten über den<br />

Häuptern der Armen und die flatternden Fetzen Paniere<br />

der Freiheit nennen, könnten diese das darbende<br />

Volk zu ihrem Unglauben bekehren, dann würde man<br />

rettungslos den Untergang der Welt hereinbrechen sehen!<br />

Es ist wohl gut und wünschenswerth, daß man

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