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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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verzehren<strong>des</strong> Temperament, und wenn ich ihm solchen<br />

verschaffe, so folge ich nur der Stimme der Natur,<br />

die laut fordernd stündlich an mich ergeht. Das<br />

Naserümpfen prüder Schönen und pedantischer Minutenmenschen<br />

kümmert mich nicht! <strong>Die</strong> See mit ihrem<br />

Wellengebrause und Sturmesdonner hat alle kleinliche<br />

Rücksichtnahme aus meinem Geiste weggefegt.<br />

<strong>Die</strong> Brust ist frei und stark, der Muth immer frisch und<br />

begehrend, warum also soll ich mich da nicht ganz so<br />

geben, wie ich nun eben bin und wie ich mich allein natürlich<br />

fühle? Aber diese Nacht hat mich so abgekühlt,<br />

als wäre ich ein halb Dutzend Mal gekielholt worden!«<br />

»War das Mädchen, von dem Sie mir schrieben, eine<br />

so kühle Nymphe?« fragte Madame Öhlers.<br />

»Foppen Sie mich immerhin, beste Freundin, Sie haben<br />

ein Recht dazu, wenn Sie nur gewähren, was ich<br />

fordere!«<br />

»Lieber Graf,« entgegnete die Wittwe, »Sie haben in<br />

dem edelmüthigen Drange Gutes zu thun vielleicht eine<br />

Unbesonnenheit begangen, die ich, weil Sie so offen<br />

gegen mich sind, im Fall der Noth mit auf meine<br />

schwachen Schultern nehmen will. Das Mädchen, das<br />

Sie so außerordentlich aufgeregt hat, soll eine Mutter<br />

in mir finden.«<br />

Aurel athmete freier und ein unaussprechlicher Blick<br />

innigsten Dankes brach aus seinem feurigen Auge. »Ich<br />

danke,« sagte er gerührt, »mögen Ihnen diese zwei<br />

dürren Worte genügen! In späteren Tagen finde ich

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