Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 628 — können, der über diesen Reif vor Euch als über sein rechtmäßiges Eigenthum verfügte.« »Lassen Sie doch ’mal sehen,« sagte der Trödler, sich an die Kellerwand lehnend, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, und streckte seine schmutzige Hand nach dem Ringe aus. »Wenn ich das Ding genau begucke, erinnere ich mich vielleicht. Ich habe viel solchen Quark erspielt und verwechsele oft eins mit dem andern.« Aurel ließ den Ring in die Hand des Trödlers gleiten. Dieser besah ihn von allen Seiten, schüttelte den Kopf, kniff die feuchten, blutunterlaufenen Augen zu, als wolle er mit Gewalt aus dem Sumpfe seines Gedächtnisses etwas herauspressen, und schlug sich endlich mit geballter Faust vor die Stirn. »Dummkopf!« rief er aus. »Warum konnte mir das nicht gleich einfallen!« – Und zu Aurel gewendet, fuhr er fort: »Nun ja, Herr Kapitän, wenn Sie ’was dran wenden wollen als Trinkgeld, so denk’ ich Ihnen die Wege zeigen zu können, auf welchen Sie den Bengel finden, der mir schon manchen Schilling abgenommen hat. Ist’s auch Ihr Ernst?« »Meine Hand darauf!« »Am sichersten treffen Sie den Teufelskerl in der Mohrentaverne auf dem Berge,« sagte Klütken-Hannes. »Dort hockt er alle Nächte am Spieltisch oder auf dem Orchester, um durch Betrug und Geigenspiel sich die

— 629 — Mittel zu verschaffen, seinen Leib mit der erforderlichen Ladung Grog versehen zu können. ’s ist ein lustiger, wilder Teufel, hundertmal reif für Galgen und Rad, aber die Hölle hält ihn warm und so läßt sie ihn hier seine Wirthschaft treiben, bis die letzte Scherbe zerbrochen ist.« »Sein Name?« fragte Aurel mit Heftigkeit. »Im Kirchenbuche mag er wohl anders heißen, als in der Mohrentaverne,« antwortete immer lachend der Trödler, »kann’s also nicht beschwören, ob ich Ihnen den rechten Namen des alten Fuchses nenne. So lange ich ihn kenne und dann und wann mit ihm zusammen trank oder ein Geschäft abmachte, rief ihn der ganze Troß Blutrüssel.« »Das ist Alles, was Ihr von ihm wißt?« »Wollen Sie mehr erfahren, Herr Kapitän, so gehen Sie in die Mohrentaverne und fragen die Matrosen. Antwort kriegen Sie mit Zunge oder Faust, darauf können Sie fluchen.« Aurel senkte einige Augenblicke nachdenkend den Kopf. »Wäre es möglich!« sagte er halblaut zu sich selbst. »Sollten aus längst vergangener Zeit, die mein Auge nie sah, Geheimnisse auftauchen und ein trübes Element in mein bis jetzt so heiteres Dasein bringen? – Oder wäre es Täuschung, Betrug? – Wohlan, wie dem

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Mittel zu verschaffen, seinen Leib mit der erforderlichen<br />

Ladung Grog versehen zu können. ’s ist ein lustiger,<br />

wilder Teufel, hundertmal reif für Galgen und<br />

Rad, aber die Hölle hält ihn warm und so läßt sie ihn<br />

hier seine Wirthschaft treiben, bis die letzte Scherbe<br />

zerbrochen ist.«<br />

»Sein Name?« fragte Aurel mit Heftigkeit.<br />

»Im Kirchenbuche mag er wohl anders heißen, als<br />

in der Mohrentaverne,« antwortete immer lachend der<br />

Trödler, »kann’s also nicht beschwören, ob ich Ihnen<br />

den rechten Namen <strong>des</strong> alten Fuchses nenne. So lange<br />

ich ihn kenne und dann und wann mit ihm zusammen<br />

trank <strong>oder</strong> ein Geschäft abmachte, rief ihn der ganze<br />

Troß Blutrüssel.«<br />

»Das ist Alles, was Ihr von ihm wißt?«<br />

»Wollen Sie mehr erfahren, Herr Kapitän, so gehen<br />

Sie in die Mohrentaverne und fragen die Matrosen.<br />

Antwort kriegen Sie mit Zunge <strong>oder</strong> Faust, darauf können<br />

Sie fluchen.«<br />

Aurel senkte einige Augenblicke nachdenkend den<br />

Kopf.<br />

»Wäre es möglich!« sagte er halblaut zu sich selbst.<br />

»Sollten aus längst vergangener Zeit, die mein Auge<br />

nie sah, Geheimnisse auftauchen und ein trübes Element<br />

in mein bis jetzt so heiteres Dasein bringen? –<br />

Oder wäre es Täuschung, Betrug? – Wohlan, wie dem

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