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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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Maulwürfe, welche Heinrich in freien Abendstunden<br />

auf mancherlei Weise zu verarbeiten und für sich einträglich<br />

zu machen wußte.<br />

Hinsichtlich ihrer religiösen Überzeugung waren<br />

diese beiden Hausgenossen niemals gleicher Meinung.<br />

Heinrich tadelte Schlenker’s Hinneigung zum Pietismus<br />

und zu zeitraubendem Bitten und Beten, und<br />

Schlenker eiferte wieder über den argen Weltsinn seines<br />

Hauswirthes und über <strong>des</strong>sen sündlichen Hang,<br />

andern Leuten gelegentlich eine Nase zu drehen. Daß<br />

er ihn noch nie in der Kirche gesehen hatte, konnte<br />

er ihm vollends gar nicht vergeben. Dennoch aber war<br />

er ihm von Herzen gut und konnte Nächte lang in seinem<br />

hartgesessenen alten Lederstuhle auf ihn warten<br />

und sich die Augen müde lesen, wenn Heinrich, ohne<br />

ihn zuvor davon zu benachrichtigen, nicht nach Hause<br />

kam.<br />

Besser vertrug er sich mit Heinrich’s Bruder, dem<br />

Schulmeister Gregor. <strong>Die</strong>ser war ein Verehrer <strong>des</strong> Wortglaubens,<br />

der nie über irgend eine religiöse Frage <strong>oder</strong><br />

über einen tiefsinnigen vieldeutigen Spruch der Schrift<br />

Zweifel hegte. »Was geschrieben steht, das steht geschrieben,«<br />

war sein Grundsatz. Nach diesem brachte<br />

er den Kindern die Grundlehren <strong>des</strong> Christenthums<br />

bei und hatte seit einem halben Jahrhunderte beinahe<br />

ein paar Generationen zu gehorsamen Unterthanen<br />

und zufriedenen Staatsbürgern erzogen. Gregor theilte<br />

keineswegs die sehr revolutionären Ansichten seines

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