Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 580 — wild blickender, offenbar berauschter Mann von athletischer Gestalt hatte sich die schönen braunen Flechten des wimmernden Mädchens um seine linke Hand geschlungen, und hielt sie mit Gewalt am Boden fest. Mit der Rechten schwang er eine kurze Lederpeitsche, die er dem Trödel entnommen haben mochte, und ließ schallende Schläge auf die nackten Schultern der Unglücklichen fallen, von denen ein häßliches altes Weib die dünne Kleidung noch tiefer herabzustreifen eifrigst bemüht war, indem sie neben der Gemißhandelten kniete und immerfort rief: »So ist’s Recht, Papachen! Räumt dem Ungethüm den blanken Rücken tüchtig ab, bis es klein zugiebt! – Brav zugehauen – das wird die Creatur acht Tage fühlen. Und hilft’s noch nicht, so fangen wir wieder von Neuem an und verstärken die Arzenei. – Heidi, das zischte, daß gleich ein rothes Bändchen über den fetten weißen Rücken lief!« Während die verwahrloste Alte so kreischte, rann in starken Tropfen das rothe Blut von dem schönen Rücken der armen Gemißhandelten, an deren Qualen sich das häßliche Weib mit ihren frechen grauen leuchtenden Augen innig zu erlaben schien. Auch hätte der tobende Wüthrich schwerlich seine Züchtigung so bald eingestellt, wäre ihm nicht Aurel mit der Riesenkraft eines heftig Erzürnten in den Arm gefallen. Gilbert ergriff die Alte und schleuderte sie verächtlich in den äußersten Winkel des Kellers. Dann kniete er neben dem gemißhandelten schönen Mädchen nieder, in dem

— 581 — er seine Fee vom Brunnen sogleich wieder erkannte, und umfaßte die Erschöpfte, von den harten Streichen schmählich Getroffene mit beiden Armen. »Elender!« rief Aurel dem Berauschten zu, die Peitsche ihm entreißend und gegen ihn schwingend, indem er ihn vorn an der Brust packte. »Was hat Dir dies Mädchen gethan, daß Du es so unbarmherzig schlägst?« Der Bewohner des Kellers – denn dieser war es – suchte sich von den eisernen Fingern des Schiffskapitäns frei zu machen, rollte wüthend die blutunterlaufenen Augen und ballte beide starkknochigen Fäuste gegen Aurel. »Laßt los,« stotterte er, »oder – ich vergesse mich –!« »Unvernünftiges Thier, Du hast Dich schon vergessen! Sprich, was that Dir dies arme schwache Mädchen?« »Elwire ist widerspänstig. Aber was habt Ihr darnach zu fragen?« setzte er zuversichtlicher hinzu. »Ich kann meine Tochter prügeln, so lange es mir behagt; ich kann sie lebendig schinden, wenn es mir gefällt, und Niemand hat ein Wort drein zu reden! Habt Ihr mich verstanden, Ihr –« Und der Trödler hob abermals seine Fäuste gegen den Kapitän, der ihn fest an der Jacke hielt.

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er seine Fee vom Brunnen sogleich wieder erkannte,<br />

und umfaßte die Erschöpfte, von den harten Streichen<br />

schmählich Getroffene mit beiden Armen.<br />

»Elender!« rief Aurel dem Berauschten zu, die Peitsche<br />

ihm entreißend und gegen ihn schwingend, indem<br />

er ihn vorn an der Brust packte. »Was hat Dir<br />

dies Mädchen gethan, daß Du es so unbarmherzig<br />

schlägst?«<br />

Der Bewohner <strong>des</strong> Kellers – denn dieser war es –<br />

suchte sich von den eisernen Fingern <strong>des</strong> Schiffskapitäns<br />

frei zu machen, rollte wüthend die blutunterlaufenen<br />

Augen und ballte beide starkknochigen Fäuste<br />

gegen Aurel.<br />

»Laßt los,« stotterte er, »<strong>oder</strong> – ich vergesse mich –!«<br />

»Unvernünftiges Thier, Du hast Dich schon vergessen!<br />

Sprich, was that Dir dies arme schwache Mädchen?«<br />

»Elwire ist widerspänstig. Aber was habt Ihr darnach<br />

zu fragen?« setzte er zuversichtlicher hinzu. »Ich kann<br />

meine Tochter prügeln, so lange es mir behagt; ich<br />

kann sie lebendig schinden, wenn es mir gefällt, und<br />

Niemand hat ein Wort drein zu reden! Habt Ihr mich<br />

verstanden, Ihr –« Und der Trödler hob abermals seine<br />

Fäuste gegen den Kapitän, der ihn fest an der Jacke<br />

hielt.

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