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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 565 —<br />

Eben so hielt es Kapitän Aurel <strong>des</strong> Abends. Nie<br />

brachte er den Rest <strong>des</strong> Tages in seiner Wohnung zu,<br />

selten nur in irgend einem Familienzirkel. Am liebsten<br />

schweifte er ungebunden in der weitläuftigen Stadt<br />

umher, dem Zufall und seinem guten Glück überlassend,<br />

ob es ihm heitere und vergnügliche <strong>oder</strong> trübe<br />

und schauerliche Wege führen werde. In solchen Hamburger<br />

Nächten – denn vor Tagesanbruch kehrte Aurel<br />

selten von seinen Nachtspaziergängen zurück – hatte<br />

er schon manche Greuelscene erlebt, schon manches<br />

ergreifende Genrebild, wie es Noth, Laster und Verbrechen<br />

täglich hervorbringen, mit angesehen. Häufig<br />

mochte er auch selbst nicht die reinsten und tugendhaftesten<br />

Pfade gewandelt sein. Sein leichtes Blut trieb<br />

ihn bald da bald dorthin, hob ihn jetzt auf die lichten<br />

Höhen <strong>des</strong> Lebens hinauf und schleuderte ihn dann<br />

wieder hinab in die finstern Schlünde, wo Satan in der<br />

schauerlichen Glorie seiner Allmacht auf Erden thront<br />

und die Kinder der Sünde in wilder Lust um ihn jauchzen,<br />

ihn verehren. –<br />

Mit gesundem Appetit und unter zerstreuenden Gesprächen<br />

endigte Aurel sein Diner. Es war sechs Uhr<br />

Abends, als er die Stadt London verließ, um nach seinem<br />

Hause auf dem Rödingsmarkte zu gehen. Unterwegs<br />

sann er nach, wie er den Abend wohl zubringen<br />

könne? Er war in Verlegenheit, denn bereits seit drei

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