Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 558 — die rohe Baumwolle beziehen, an die Spinnerei weiter befördern und die verarbeitete wieder an Manufactoreien absetzen solle. Um möglichst größten Gewinn von ihren Speculationen zu ziehen, die ohne Aufnahme bedeutender Capitalien nicht auszuführen waren, schlugen die kaufmännisch klugen Brüder vor, Aurel solle eine Brigg ausrüsten und diese mit Linnenwaaren befrachtet, nach irgend einem Hafen Nordamerika’s steuern. Nach glücklichem Absatz der deutschen Linnen in der transatlantischen Welt solle er wo möglich mit Pflanzern in Louisiana dauernde Verbindungen anknüpfen, sein Schiff mit Baumwolle belasten, und alsdann mit diesem rohen Naturproducte nach Hamburg zurückkehren. Im Falle bei dieser ersten Expedition etwas gewonnen werde, könne man in spätern Jahren die Schiffsladungen verdoppeln und verdreifachen, doch immer vorausgesetzt, daß Aurel entschieden und für immer die Leitung des ersten Schiffes übernehme. Der Gewinn dieses großartigen kaufmännischen Geschäftes falle zu gleichen Theilen den Gebrüdern Boberstein zu. Sollte derselbe zu anderweiten Zwecken, etwa zur Wiedererlangung verkaufter Ländereien, verwendet werden, so sei die unbedingte Einwilligung aller Brüder dazu erforderlich. Ohne eine solche bleibe der baare Gewinn als Betriebscapital im Handelsgeschäft angelegt. Aurel schwankte keinen Augenblick. Den weitaussehenden Plan seiner Brüder vollkommen billigend,
— 559 — ging er darauf ein. Auch der alte lustige Pathe konnte nicht umhin, den Gedanken seiner deutschen Verwandten höchst pfiffig und zeitgemäß zu finden. Er segnete seinen Pathen, übergab ihm zur Ausrüstung des ersten Schiffes eine ansehnliche Summe, Aurel reiste ab und binnen Jahresfrist war das Handelshaus in Hamburg bereits accreditirt und Aurel mit einem tüchtigen Dreimaster, »die gute Hoffnung« genannt, nach Philadelphia, Neu-Orleans und andern großen Stapelplätzen Nordamerika’s unter Segel gegangen. Gleich seinen Brüdern in Deutschland nannte sich der kühne Seekapitän in seiner Eigenschaft als Handelsschiffsführer Aurel am Stein. Aus früheren Mittheilungen wissen wir, daß Adrian’s Speculationen mit großem Erfolge gekrönt worden waren. Diese Erfolge erstreckten sich auf alle Zweige des Unternehmens. Nicht allein die Spinnerei auf den Ruinen der alten Burg gedieh und blühte nach Wunsch, auch das Haus in Hamburg »Stein und Compagnie« ließ sich in großartige Geschäfte ein, die über Erwartung rentirten, und die ursprüngliche Spedition der rohen und verarbeiteten Producte der Firma selbst bald nur als Nebensache besorgte. Schon nach drei Jahren kaufte die Firma ein Haus nebst geräumigen Speichern am Rödingsmarkt. Ein höchst zuverlässiger, erfahrener und geschickter Kaufmann von tüchtiger Gesinnung stand an der Spitze dieses neuen Etablissements, das von Zeit zu Zeit einer der drei Brüder besuchte, um
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solle eine Brigg ausrüsten und diese mit Linnenwaaren<br />
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steuern. Nach glücklichem Absatz der deutschen<br />
Linnen in der transatlantischen Welt solle er wo möglich<br />
mit Pflanzern in Louisiana dauernde Verbindungen<br />
anknüpfen, sein Schiff mit Baumwolle belasten,<br />
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Hamburg zurückkehren. Im Falle bei dieser ersten Expedition<br />
etwas gewonnen werde, könne man in spätern<br />
Jahren die Schiffsladungen verdoppeln und verdreifachen,<br />
doch immer vorausgesetzt, daß Aurel entschieden<br />
und für immer die Leitung <strong>des</strong> ersten Schiffes<br />
übernehme. Der Gewinn dieses großartigen kaufmännischen<br />
Geschäftes falle zu gleichen Theilen den Gebrüdern<br />
Boberstein zu. Sollte derselbe zu anderweiten<br />
Zwecken, etwa zur Wiedererlangung verkaufter Ländereien,<br />
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aller Brüder dazu erforderlich. Ohne eine<br />
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Aurel schwankte keinen Augenblick. Den weitaussehenden<br />
Plan seiner Brüder vollkommen billigend,