Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 546 — die Stimmung der Wenden erforschen ließ und außerdem entschiedene Maßregeln zu Verwaltung seiner unverwüsteten Besitzungen getroffen hatte. Die ihm zugehenden Berichte lauteten besser, als er hoffen durfte. Die Wenden waren still und friedlich zu ihren täglichen Beschäftigungen zurückgekehrt, bis auf Wenige, die es für ihre Sicherheit nöthig erachteten, die Heimath gänzlich zu verlassen. Zu diesen gehörte Sloboda mit Clemens und Haideröschen. Sie verschwanden eines Tages, ohne daß Jemand mit Bestimmtheit sagen konnte, wohin sie sich gewendet hatten. Nur der blödsinnige Nathanael blieb zurück und sah vor wie nach durch die Fensterscheibe viele, viele Jahre lang, ohne Wunsch, ohne Hoffnung, ohne Gedanken! – Mit diesen drei Wenden verscholl auch Herta. Sie war mit ihrem Vater in die tiefste Haideeinsamkeit gezogen und später, als Johannes sein räuberisches Handwerk aufgab, gleich diesem dem Gedächtniß der Menschen entschwunden. Von Haideröschen wollte man wissen, daß sie unterwegs auf ihrer Flucht von einem Mädchen entbunden worden sei, das jedoch bald nach der Geburt gestorben sein sollte. Wie Alles, was nicht immer durch frische Farben neu belebt wird, vergaß das Volk in Kurzem die Ausgewanderten sammt ihrem Schicksale. Magnus kehrte inzwischen zurück, nachdem er sich im Auslande mit einer reichen Erbin verheirathet hatte, und lebte abwechselnd auf seinen Gütern und auf größeren Reisen. Dadurch kamen seine
— 547 — Vermögensumstände immer tiefer in Verfall, so daß er nur durch Aufnahme großer Kapitalien und durch Veräußerung einzelner Besitzungen standesmäßig leben konnte. Seine Gattin, mit der er in sehr unglücklicher Ehe lebte, gebar ihm drei Söhne, denen nach seinem Tode das, was von der großen Herrschaft Boberstein übrig geblieben war als Erbe zu gleichen Theilen zufiel. – – Hier endigten Sloboda und Heinrich ihre Mittheilungen an den Grafen Adrian. Dieser hatte anscheinend mit großer Aufmerksamkeit, aber nicht mit dem geringsten Zeichen von Aufregung den Erzählungen beider Männer zugehört. Jetzt stand er mit feinem Lächeln auf, dankte den Greisen für ihre Mühe und wünschte ihnen glückliche Reise. Beide stutzten und maßen den ironisch-höflichen Grafen mit großen Blicken. »In der That, meine Lieben, ich danke Ihnen recht sehr,« wiederholte Adrian. Sie haben sich angestrengt, um mir Aufschlüsse über meine Familie zu geben, wie ich dies von Fremden nicht erwarten durfte. »Leben Sie wohl!« »Aber mein Herr Graf,« unterbrach ihn Sloboda, »Sie scheinen ganz zu vergessen, daß wir die Vergangenheit lebendig vor Ihnen werden ließen, um Sie zu überzeugen –« »Wovon, mein guter Alter?«
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Vermögensumstände immer tiefer in Verfall, so daß er<br />
nur durch Aufnahme großer Kapitalien und durch Veräußerung<br />
einzelner Besitzungen stan<strong>des</strong>mäßig leben<br />
konnte. Seine Gattin, mit der er in sehr unglücklicher<br />
Ehe lebte, gebar ihm drei Söhne, denen nach seinem<br />
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Hier endigten Sloboda und Heinrich ihre Mittheilungen<br />
an den Grafen Adrian. <strong>Die</strong>ser hatte anscheinend<br />
mit großer Aufmerksamkeit, aber nicht mit dem<br />
geringsten Zeichen von Aufregung den Erzählungen<br />
beider Männer zugehört. Jetzt stand er mit feinem<br />
Lächeln auf, dankte den Greisen für ihre Mühe und<br />
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»Aber mein Herr Graf,« unterbrach ihn Sloboda, »Sie<br />
scheinen ganz zu vergessen, daß wir die Vergangenheit<br />
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