Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 538 — jedem Augenblicke sich mehrte, sah er bald die Unmöglichkeit glücklicher Flucht ein. Er wollte eben Vergleichsvorschläge machen, als aus der sich verdichtenden Schaar der gebräunten, trotzig blickenden Männer eine stolze Gestalt auf ihn zuschritt. »Vater, mein Vater, errette mich!« rief Herta und streckte dem als Förster gekleideten Fremden beide Arme flehend entgegen. Es war Johannes, der Fürst der Haide, der inmitten seiner Genossen und umgeben von einem Heer Leibeigener diese einzige freie und noch zugängliche Stelle des Waldes besetzt hielt. Das überaus schnelle Umsichgreifen der Flammen hatte ihn verhindert, die Tochter persönlich von Boberstein abzuholen. Seine Gegenwart, seine Umsicht, seine Anordnungen waren nöthig, um nicht die ganze Haide ein Raub der wild verzehrenden Gluthen werden zu lassen. Da er den Muth seines Feindes kannte, durfte er erwarten, daß der Graf im Drange des Augenblickes sein Schloß verlassen und diejenigen um sich versammeln werde, an die ihn Neigung und Verwandtschaft fesselten. Bei Herta’s Ausrufe erbleichte Magnus vor Zorn, da er jetzt einsah, daß seine trotzige Cousine in naher Verbindung und unmittelbarem Verkehr mit diesen Waldbrüdern gestanden haben müsse. »Vater?« wiederholte er verächtlich. »Seit wann sucht meine schöne Cousine ihre Ältern unter Verbrechern?«
— 539 — »Seit dem Tage,« erwiederte Johannes stolz, »wo Ihr würdiger Herr Vater den Geliebten seiner edlen Schwester von Knechtshänden aus Boberstein werfen ließ.« Magnus starrte den Räuber mit wahnsinnigem Auge an. »Johannes,« stammelte er, »Johannes am Leben und ein Sohn des Waldes? Das wäre entsetzlich!« »Nicht entsetzlicher, als wenn ein Graf schuldlose Jungfrauen überfällt und sich und die Menschheit entehrt! – Blicken Sie hinter sich, Herr Graf! Die Gerechtigkeit des ewigen Gottes ist es, die Ihrem Vater diese Leichenfackel angezündet hat. – Es sind lange lange Jahre vergangen und nie schlug die Stunde würdiger Vergeltung, heut’ endlich, wo das Maß Ihrer Sünden überschäumte, heut’ ist sie gekommen, und nicht ich allein, dem Sie wie ein verworfener Bube das Kind innigster Seelenverwandtschaft entehrt haben, nein, die Gesammtheit Ihrer Unterthanen, die Sie zu schützen von der Vorsehung berufen waren, und die Sie mit Füßen traten, sie Alle haben sich gemeinsam wie ein einziger Mann erhoben. Dies arme gemißhandelte und verachtete Volk ist aber mild auch in seinem Richteramt. Es will Sie nicht vernichten, nicht langsam zu Tode quälen, sondern blos an Ihr eingeschläfertes Gewissen klopfen und in die dunkeln Falten Ihrer Seele mit der entflammten Fackel der Vergeltung hineinleuchten! – Mir und der milden Gesinnung Ihrer Unterthanen haben Sie es zu verdanken, daß nichts Härteres über Sie verhängt worden ist. Gehen Sie jetzt, wohin
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»Seit dem Tage,« erwiederte Johannes stolz, »wo Ihr<br />
würdiger Herr Vater den Geliebten seiner edlen Schwester<br />
von Knechtshänden aus Boberstein werfen ließ.«<br />
Magnus starrte den Räuber mit wahnsinnigem Auge<br />
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»Nicht entsetzlicher, als wenn ein Graf schuldlose<br />
Jungfrauen überfällt und sich und die Menschheit entehrt!<br />
– Blicken Sie hinter sich, Herr Graf! <strong>Die</strong> Gerechtigkeit<br />
<strong>des</strong> ewigen Gottes ist es, die Ihrem Vater diese<br />
Leichenfackel angezündet hat. – Es sind lange lange<br />
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Vergeltung, heut’ endlich, wo das Maß Ihrer Sünden<br />
überschäumte, heut’ ist sie gekommen, und nicht ich<br />
allein, dem Sie wie ein verworfener Bube das Kind innigster<br />
Seelenverwandtschaft entehrt haben, nein, die<br />
Gesammtheit Ihrer Unterthanen, die Sie zu schützen<br />
von der Vorsehung berufen waren, und die Sie mit<br />
Füßen traten, sie Alle haben sich gemeinsam wie ein<br />
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verachtete Volk ist aber mild auch in seinem Richteramt.<br />
Es will Sie nicht vernichten, nicht langsam zu Tode<br />
quälen, sondern blos an Ihr eingeschläfertes Gewissen<br />
klopfen und in die dunkeln Falten Ihrer Seele mit<br />
der entflammten Fackel der Vergeltung hineinleuchten!<br />
– Mir und der milden Gesinnung Ihrer Unterthanen<br />
haben Sie es zu verdanken, daß nichts Härteres<br />
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