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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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immer deutlicher hörbar ward, ließ sie erbleichend die<br />

Wahrheit erkennen. Sie wendete sich zu der zitternden<br />

Emma und sich auf deren Arm stützend, sagte sie:<br />

»Gutes Kind, führe mich zu Tante Utta, damit ich<br />

mit ihr rede. Wir werden eine traurige, unruhige Nacht<br />

verleben, denn – die Haide brennt.«<br />

»<strong>Die</strong> Haide!« schrie Emma entsetzt und entriß Herta<br />

den stützenden Arm. »<strong>Die</strong> Haide!« wiederholte sie matter,<br />

tonloser. »O Gott, und der Wind treibt Rauch und<br />

Flamme gerade auf’s Schloß! – Wir werden verbrennen<br />

müssen, wenn Gott nicht ein Wunder geschehen läßt!«<br />

»Gott wird uns retten,« entgegnete vertrauensvoll<br />

das hart geprüfte Mädchen, indem sie ihres unglücklichen<br />

Vaters gedachte. Zugleich aber fühlte sie einen<br />

Stich in ihrem Herzen, als durchbohre es ein kaltes Eisen.<br />

Sie mußte sich gegen die rothflammende Wand<br />

lehnen, um neue Kraft zu schöpfen. »Mein Vater!« flüsterte<br />

sie vor sich hin. »Sollte dies das Zeichen sein,<br />

<strong>des</strong>sen er gedachte? Es wäre entsetzlich! – Mein Vater<br />

ein verbrecherischer Mordbrenner! –«<br />

Indeß gab die herannahende Gefahr ihr schnell die<br />

nöthige Besonnenheit wieder. Sie ermannte sich und<br />

trat in die Zimmer der verwittweten Gräfin, um welche<br />

die trauernden Gäste sich mit den seltsamsten Gefühlen<br />

drängten.<br />

<strong>Die</strong> Versammlung dieser reich geschmückten, in<br />

Sammet und Seide von tiefstem Schwarz gehüllten

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