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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 495 —<br />

den Busen von neuen Hoffnungsträumen geschwellt,<br />

wohlgemuth über den See.<br />

»Schon die dritte Nacht sah den kühnen Mann die<br />

finstern Steige hinauf, die ächzenden Treppen, die<br />

feuchten gespenstischen Gänge treppauf treppab an<br />

den jauchzenden Mund der Geliebten fliegen, – und<br />

von Stund’ an begann für die grausam Geschiedenen<br />

beim Lallen <strong>des</strong> See’s, das wie Gebet flehender Engel<br />

zu ihnen herauf erklang, ein stilles hohes Liebesleben,<br />

das häufig erst mit dem Rufe <strong>des</strong> Morgenhahnes endigte,<br />

wenn auf Fels und See und Haide das Perlennetz<br />

<strong>des</strong> Frühthaus blitzend niedersank.<br />

»Über fünf Monate dauerte dieses hohe Liebesglück,<br />

um so zauberischer und reicher an Genuß, als es mit<br />

Gefahr und mannichfachen Entbehrungen verknüpft<br />

war. Johannes hatte nichts unterlassen, um Eugenien<br />

eine heitere Zukunft zu sichern. <strong>Die</strong>se war bereit, dem<br />

Geliebten zu folgen, und ein kleines, stilles, dauern<strong>des</strong><br />

Glück einem von Glanz und Goldschmuck schimmernden<br />

Elend von vielleicht langer Dauer vorzuziehen. Der<br />

Tag <strong>oder</strong> vielmehr die Nacht zur Flucht ward festgesetzt,<br />

und als am Vorabend derselben Johannes von ihr<br />

schied, gestand ihm Eugenie mit seligem Lächeln, daß<br />

ihre Einsamkeit nur kurz sein werde. Ein langer Kuß<br />

belohnte dies süße Geständniß.<br />

»Zum ersten Male seit seiner Verbannung aus dem<br />

Schlosse hatte sich Johannes bis zur Morgendämmerung<br />

aufgehalten. Ein ungewöhnlich starker Thau war

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