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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 474 —<br />

und Dich vierzehn Tage nach dem Begräbnisse Deines<br />

Vaters mit ihr verbinden.«<br />

»Theuerste Mutter,« erwiederte Magnus, Utta’s Hand<br />

mit Küssen bedeckend, »Sie sprechen den tiefsten, den<br />

heiligsten Wunsch meines reuigen Herzens aus! Ich<br />

liebte Herta immer, ich habe sie geliebt vom ersten Augenblicke<br />

an, wo ich sie kennen lernte, bis auf die gegenwärtige<br />

Minute. Meine Cousine kannte meine <strong>Leiden</strong>schaft,<br />

aber sie gefiel sich darin, mir kalt, schneidend,<br />

abweisend zu begegnen. Sie ließ es mich so oft<br />

fühlen, daß ich nicht rein sei und edel, wie sie, daß<br />

mein heiß brausen<strong>des</strong> Blut mich zu mancher tadelnswürdigen<br />

Handlung hinreiße. Ja sie gestand mir sogar,<br />

daß sie mich <strong>des</strong>wegen hasse und verachte! Da verließ<br />

mich die ruhige Besinnung. Mit Herta’s Abneigung<br />

wuchs meine Liebe zu ihr und von blinder <strong>Leiden</strong>schaft<br />

getrieben griff ich zu einem Mittel, das ich tausendmal<br />

selbst verflucht habe, das ich für schändlich, verbrecherisch<br />

anerkenne und willig mit jeder Strafe abbüßen<br />

will, die Herta über mich zu verhängen gesonnen sein<br />

sollte! Aus Schaam, Reue und Zerknirschung verbannte<br />

ich mich freiwillig von dem Angesicht der Geliebten,<br />

deren zürnen<strong>des</strong> Bild doch im wilden Schmerz der Einsamkeit<br />

mein alleiniger Trost war und blieb bis auf den<br />

heutigen Tag!«<br />

Solche Zerknirschung versöhnte Utta schnell wieder<br />

mit ihrem Sohne. Sie hörte es gern, daß Magnus einer

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