Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 452 — Mit dem wahrhaft entsetzlichen stereotypen Lächeln auf seinem blassen Gesicht trat Nathanael nach dieser Frage an sein Fenster, legte den Finger in die Öffnung und sagte: »Schloß dort drüben! Abends die Sonne dahinter – immer ein gräfliches Paradebett!« Dann legte er das Gesicht wieder in die zerbrochene Scheibe und ohne sich ferner noch um seinen unglücklichen Vater und dessen an ihn gerichtete Fragen zu bekümmern, sah er unverwandt hinüber auf die Haide und die vier Thürme von Boberstein, dessen hohe Schieferbedachung mit den vergoldeten Kreuzen, Knöpfen und Windfahnen jetzt im Goldschaum der Abendsonne zu glühen begannen. Mit schwerem Herzen und der trostlosen Gewißheit, daß sein armer Sohn noch immer keine Spur des zurückkehrenden Verstandes zeige, mußte Sloboda das wacklige Gemeindehaus wieder verlassen, um in der eignen stillen Hütte immer noch den alten Kummer als treuen Hausgenossen zu finden. Aus der Thür dieses Asyls der elendesten Armuth tretend, ließ er seine melancholischen Augen über die dunstige, jetzt mit einem breiten Gürtel purpurn flimmernden Duftes umwundene Haide gleiten und sie auf den blitzenden Spitzen der Schloßthürme ruhen. Eine Fluth der widersprechendsten Gedanken trieb mit Sturmeseile durch seinen Geist, ohne daß er in seiner tiefen Niedergeschlagenheit im Stande gewesen wäre,
— 453 — nur einen einzigen, ihm praktisch scheinenden, festzuhalten und in ruhiger Überlegung weiter zu verfolgen. Nach einiger Zeit, keines vollkommen klaren Gedankens sich mehr bewußt, schritt der Wende gebeugten Hauptes die kothige Gasse entlang, welche das Dorf in zwei gleiche Hälften theilte. Auf dieser Wanderung überholte ihn ein Anderer und grüßte ihn ermuthigend mit den Worten: »Nicht so verzagt, Freund Jan! Unsere Angelegenheiten schießen rasch in Blüthe.« Es war der Maulwurffänger, der unermüdlich die halbe Nacht durchwandert war und jetzt schon wieder von einem anstrengenden Gange durch eine Menge zu Boberstein gehörender Dorfschaften kam. »Lips ist unser mit Herz und Hand und voll Feuer und Flamme! Ich sage Dir, Jan, der Mann hat einen Zweck bei seinem Thun, und wie hart immer Sitte und Gesetz dies tadeln mögen, auf wessen Seite das größere Recht zu finden sein dürfte, das ist noch eine schwer zu beantwortende Frage. Ein feiner, verschlagener und in vielem Betracht auch rechtlicher Mann ist unser Fürst der Haide und einen Giftzahn hat er jetzt auf den Blauhut, daß mir fast bange wird um das Leben des exquisiten Schurken.« »Er will also unsere Partie ergreifen?« »Mehr, mehr, Freund Jan! Er will uns blos zur Stütze haben und übrigens die ganze Angelegenheit zu seiner eignen machen! Laß Dir genügen, wenn ich Dir sage,
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- Seite 405 und 406: — 405 — und knüpfte die versch
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Mit dem wahrhaft entsetzlichen stereotypen Lächeln<br />
auf seinem blassen Gesicht trat Nathanael nach dieser<br />
Frage an sein Fenster, legte den Finger in die Öffnung<br />
und sagte:<br />
»Schloß dort drüben! Abends die Sonne dahinter –<br />
immer ein gräfliches Paradebett!«<br />
Dann legte er das Gesicht wieder in die zerbrochene<br />
Scheibe und ohne sich ferner noch um seinen unglücklichen<br />
Vater und <strong>des</strong>sen an ihn gerichtete Fragen zu<br />
bekümmern, sah er unverwandt hinüber auf die Haide<br />
und die vier Thürme von Boberstein, <strong>des</strong>sen hohe<br />
Schieferbedachung mit den vergoldeten Kreuzen,<br />
Knöpfen und Windfahnen jetzt im Goldschaum der<br />
Abendsonne zu glühen begannen. Mit schwerem Herzen<br />
und der trostlosen Gewißheit, daß sein armer Sohn<br />
noch immer keine Spur <strong>des</strong> zurückkehrenden Verstan<strong>des</strong><br />
zeige, mußte Sloboda das wacklige Gemeindehaus<br />
wieder verlassen, um in der eignen stillen Hütte immer<br />
noch den alten Kummer als treuen Hausgenossen<br />
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Aus der Thür dieses Asyls der elen<strong>des</strong>ten Armuth<br />
tretend, ließ er seine melancholischen Augen über die<br />
dunstige, jetzt mit einem breiten Gürtel purpurn flimmernden<br />
Duftes umwundene Haide gleiten und sie auf<br />
den blitzenden Spitzen der Schloßthürme ruhen. Eine<br />
Fluth der widersprechendsten Gedanken trieb mit<br />
Sturmeseile durch seinen Geist, ohne daß er in seiner<br />
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