Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 44 — Sloboda zeigte gen Himmel. »Sehr wohl, Heinrich! Sie ging heim, ehe die Revolution beendigt war.« »Also auch schon dahin! Nun, Alter, das thut nichts. Sie war grade kein apartes Glückskind trotz ihrer Lieblichkeit, und für ihre Jahre hat sie genug erdulden müssen. Aber wieder auf meinen Brief zu kommen: was dachtest Du denn dazu?« »Ich bin hier und Du fragst noch?« »Freilich, Jan! Das Schäkern und Necken hab’ ich noch immer nicht verlernt. Verdammt! Da ist mir richtig mein Kraut wieder ausgegangen!« Und – pink! pink! – schlug Heinrich auf’s Neue Feuer an und setzte sein Gespräch gemüthlich fort. »Was veranlaßte Dich zu diesem räthselhaften Briefe?« »Ein glücklicher Zufall, ein Wunder, wenn Du willst! Du kennst mein Gewerbe, dem ich von Jugend auf mit Lust und Liebe zugethan war, das mich leidlich nährte und mir die Bekanntschaft vieler bald guter bald böser Menschen verschaffte. Ich hab’s fortgetrieben bis heut’, ohne die Lust dran zu verlieren, obschon in neuester Zeit wenig mehr dabei zu verdienen ist, weil die meisten Grundbesitzer sich einbilden, das Maulwurffangen sei keine Kunst, und nun, was ich mit der elastischen Schlinge zierlich und leise bewerkstellige, sie mit plumper Hand mittelst spitzer Fangeisen zu erreichen suchen. Freilich läuft ihnen manchmal eine der
— 45 — blinden Bestien in die grob gelegte Falle, aber ich sage Dir, ein solch’ gefangenes Thierchen sieht sich nicht mehr ähnlich. Die Stacheln zerfleischen ihm den sammetweichen schwarzen Spenser, den ihnen unser Herrgott angezogen und der mir manchen Speciesthaler eingetragen hat. Na, sei’s wie’s sei, ich mache doch noch immer meine Wege, senke meine schlank gebogenen Schlingen in die Erde und habe meine Freude daran, wenn früh und Abends die frischen Wippen mit meinen Gefangenen wie schwarze Fähnchen über den grün schillernden Saaten aufgerichtet stehen. »Nach Deiner Auswanderung that mir Niemand etwas zu Leide,« fuhr er fort, »obwohl Mancher heimlich Lust dazu haben mochte. Sie trauten sich nicht an mich, weil sie mich fürchteten und auch nichts Sicheres gegen mich aufbringen konnten. So blieb ich denn völlig ungestört wer ich war, und fing Jahr aus und Jahr ein meine Maulwürfe. Der Edelhof an der Haidenkante, wo damals unser blauhutener Junker hauste, war nach wie vor ein häufiger Aufenthaltsort für mich. Seine Äcker, Wiesen und Ländereien standen unter meinem Messer und ich habe manch tausend Nasenwürfel auf die künstlich gegrabenenen Mördergruben gelegt, aus denen meine Springeisen die fleißigen Arbeiter in die Luft schleuderten. Sieh da begab sich’s in diesem Frühjahr, daß ich auf dem großen Flachsfelde dicht hinter dem Herrenhause eine Falle stellen will, just neben einem hohen frisch aufgeworfenen
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blinden Bestien in die grob gelegte Falle, aber ich sage<br />
Dir, ein solch’ gefangenes Thierchen sieht sich nicht<br />
mehr ähnlich. <strong>Die</strong> Stacheln zerfleischen ihm den sammetweichen<br />
schwarzen Spenser, den ihnen unser Herrgott<br />
angezogen und der mir manchen Speciesthaler<br />
eingetragen hat. Na, sei’s wie’s sei, ich mache doch<br />
noch immer meine Wege, senke meine schlank gebogenen<br />
Schlingen in die Erde und habe meine Freude<br />
daran, wenn früh und Abends die frischen Wippen mit<br />
meinen Gefangenen wie schwarze Fähnchen über den<br />
grün schillernden Saaten aufgerichtet stehen.<br />
»Nach Deiner Auswanderung that mir Niemand etwas<br />
zu Leide,« fuhr er fort, »obwohl Mancher heimlich<br />
Lust dazu haben mochte. Sie trauten sich nicht an<br />
mich, weil sie mich fürchteten und auch nichts Sicheres<br />
gegen mich aufbringen konnten. So blieb ich denn<br />
völlig ungestört wer ich war, und fing Jahr aus und<br />
Jahr ein meine Maulwürfe. Der Edelhof an der Haidenkante,<br />
wo damals unser blauhutener Junker hauste,<br />
war nach wie vor ein häufiger Aufenthaltsort für<br />
mich. Seine Äcker, Wiesen und Ländereien standen unter<br />
meinem Messer und ich habe manch tausend Nasenwürfel<br />
auf die künstlich gegrabenenen Mördergruben<br />
gelegt, aus denen meine Springeisen die fleißigen<br />
Arbeiter in die Luft schleuderten. Sieh da begab sich’s<br />
in diesem Frühjahr, daß ich auf dem großen Flachsfelde<br />
dicht hinter dem Herrenhause eine Falle stellen<br />
will, just neben einem hohen frisch aufgeworfenen