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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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nicht allzu genau. Daher giebt es nur äußerst selten<br />

Gemeindehäuser mit ganzen Fenstern, guten Öfen, unzerbrochenen<br />

Schemeln, Bänken und Tischen. Dergleichen<br />

hält man für unnöthigen, überdies den Bewohnern<br />

solcher Gebäude nicht ziemenden Luxus.<br />

Das Gemeindehaus, von dem wir sprechen, gehörte<br />

unter die schlechtesten. Es war einstöckig, Lehmwand<br />

und Strohdach waren, jene nach außen, dieses nach<br />

innen eingesunken, so daß der Firsten eine Schlangenlinie<br />

beschrieb und die kleinen mit Spänen, Papier<br />

und Scherben verklebten Fenster jeden Augenblick auf<br />

die Straße zu fallen drohten. Von der Feueresse waren<br />

blos noch vier stumpfe Pflöcke übrig. Ein Gewittersturm<br />

hatte das runde Schutzdach entführt und seitdem<br />

fanden Regen und Schnee ungehindert Eingang<br />

in diese Höhle der Armuth, Krankheit und Noth.<br />

Glücklicherweise war das Dorf nicht stark bevölkert,<br />

so daß die Zahl der Bewohner <strong>des</strong> Gemeindehauses<br />

sich nur auf vier Individuen belief. Zu diesen gehörte<br />

auch Sloboda’s verwittweter Sohn, der »närrische<br />

Nathanael«, wie ihn seine Bekannten nannten. Seit<br />

er den Verstand verloren hatte, war er hier untergebracht<br />

worden, weil es Sloboda an Zeit fehlte, den Unglücklichen<br />

zu beaufsichtigen und zu pflegen. Denn im<br />

Gemeindehause mußte auf Kosten der Gemeinde für<br />

Kranke eine Wärterin gehalten werden, die für ihren<br />

höchst kargen Lohn verpflichtet war, zu bestimmten<br />

Stunden für die Bedürfnisse derselben zu sorgen.

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