Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 414 — Magnus tanzte den Brautreigen bewunderungswürdig leicht, und doch mit so viel dörflichem Tact, daß selbst die im Tanz geübtesten jungen Burschen gestehen mußten, sie wüßten es nicht besser, ja nicht einmal so gut zu machen. Während des Tanzes, der sich bald zu einem wirren, drängenden Menschenknäuel verdichtete, ward viel getrunken. Der Branntwein des Grafen mundete zu gut, als daß die Wenden im Genuß desselben hätten Maß halten können. Sogar ältere Männer und Frauen ließen sich vom allgemeinen Frohsinn mit hinreißen und thaten des Guten mehr, als ihre vorgerückten Jahre vertrugen. Dies hatte denn einen leichten Rausch fast Aller zur Folge, der durch den immer wilder rasenden Tanz noch mehr gesteigert wurde. Frei von dieser Überlustigkeit hielten sich nur der Maulwurffänger und dessen Bruder. Sogar Sloboda hatte einen leichten »Hieb« und chassirte nicht selten, von einem Beine auf’s andere hüpfend, quer durch den qualmigen Tanzsaal nach seiner Kammer, die, wie in den meisten wendischen Häusern, an die Wohnstube grenzte. Eine einzige niedrige Stufe oder eine hohe Schwelle trennte sie von der letztern und eine Zuschlagthür, welche von innen verriegelt werden konnte, sperrte den Eingang. Aus dieser Kammer führte eine zweite Thür in einen schief zur Erde abfallenden
— 415 — schuppenartigen Anbau, wo Sloboda Holz, Reißig, einige Ackergeräthe und andere in einer Wirthschaft nöthige Dinge aufbewahrte. Mit Absicht vermied es der Maulwurffänger, den Grafen anzureden. Er saß in der Ecke des Zimmers, den Rücken der Thür zugekehrt, trank ein Glas Bier und ließ sich dazu seine kurze Maserpfeife schmecken. Nach dem ersten Tanze mit der Braut trat Magnus an diesen Tisch und grüßte den unermüdlichen Raucher. Der Maulwurffänger stand auf und erwiederte gebührend den Gruß des Grafen. »Du hast den Zeiselhof recht lange nicht mehr besucht,« redete Magnus unsern Freund an. »Wie kommt das?« »Ich war daselbst nicht nöthig, gnädiger Herr.« »Du weißt aber, daß ich Dich gern kommen sehe.« »Wenn dem so ist, werde ich wieder einmal anklopfen.« Magnus schob einen Schemel an die Wand und setzte sich dem Maulwurffänger gegenüber, so daß jetzt drei an dem Tische saßen, denn auch Gregor hatte inzwischen seinen Platz daran wieder eingenommen und bedächtig die breiten Schöße seines langen, mit rothem Fries gefütterten Rockes von den strammen Beinen zurückgeschoben, so daß sie zu beiden Seiten des Schemels bis auf den Boden herabreichten. »Wie geht die Kundschaft?« begann Magnus das Gespräch von Neuem. »Ich höre, daß in diesem Jahre der
- Seite 363 und 364: — 363 — vorsichtige und liebevo
- Seite 365 und 366: — 365 — des jungen Grafen ähne
- Seite 367 und 368: — 367 — Genuß verzichten, da E
- Seite 369 und 370: — 369 — »Immer herein!« sagte
- Seite 371 und 372: — 371 — begleitete die letzte g
- Seite 373 und 374: — 373 — und sie wie eine blende
- Seite 375 und 376: — 375 — »Was haben Sie mir zu
- Seite 377 und 378: — 377 — meine Seele geschleuder
- Seite 379 und 380: — 379 — »Woher des Weges?« fr
- Seite 381 und 382: — 381 — Bock noch stieß und ga
- Seite 383 und 384: — 383 — oder ein gräßliches T
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- Seite 387 und 388: — 387 — solch’ eine Sünde so
- Seite 389 und 390: — 389 — hältst, und rechne auf
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- Seite 397 und 398: — 397 — dem jungen Grafen blitz
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- Seite 421 und 422: — 421 — Alle standen sprachlos.
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Magnus tanzte den Brautreigen bewunderungswürdig<br />
leicht, und doch mit so viel dörflichem Tact, daß<br />
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so gut zu machen.<br />
Während <strong>des</strong> Tanzes, der sich bald zu einem wirren,<br />
drängenden Menschenknäuel verdichtete, ward<br />
viel getrunken. Der Branntwein <strong>des</strong> Grafen mundete<br />
zu gut, als daß die Wenden im Genuß <strong>des</strong>selben hätten<br />
Maß halten können. Sogar ältere Männer und Frauen<br />
ließen sich vom allgemeinen Frohsinn mit hinreißen<br />
und thaten <strong>des</strong> Guten mehr, als ihre vorgerückten Jahre<br />
vertrugen. <strong>Die</strong>s hatte denn einen leichten Rausch<br />
fast Aller zur Folge, der durch den immer wilder rasenden<br />
Tanz noch mehr gesteigert wurde.<br />
Frei von dieser Überlustigkeit hielten sich nur der<br />
Maulwurffänger und <strong>des</strong>sen Bruder. Sogar Sloboda<br />
hatte einen leichten »Hieb« und chassirte nicht selten,<br />
von einem Beine auf’s andere hüpfend, quer durch<br />
den qualmigen Tanzsaal nach seiner Kammer, die, wie<br />
in den meisten wendischen Häusern, an die Wohnstube<br />
grenzte. Eine einzige niedrige Stufe <strong>oder</strong> eine hohe<br />
Schwelle trennte sie von der letztern und eine Zuschlagthür,<br />
welche von innen verriegelt werden konnte,<br />
sperrte den Eingang. Aus dieser Kammer führte eine<br />
zweite Thür in einen schief zur Erde abfallenden