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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 407 —<br />

der Brazka mehrmals die Versicherung gab, daß sie<br />

nicht als ungebetene Gäste erschienen, sondern mit<br />

Erlaubniß <strong>des</strong> Schloßherrn und auf <strong>des</strong>sen besondere<br />

Einladung kämen.<br />

Ein neues, noch bedenklicheres Hinderniß stieß dem<br />

Bräutigamszuge im Innern <strong>des</strong> Schloßhofes auf. Es waren<br />

nämlich alle Fenster fest verschlossen, einige sogar<br />

mit Läden verbaut. Auch die Haupteingangsthür,<br />

die doch sonst immer offen stand, zeigte sich heut’<br />

fest verriegelt. Bescheidentlich nahte sich nun, während<br />

die Musik schwieg, der Brautwerber der Schloßthür<br />

und klopfte leise mit seinem Stabe an. Allein Niemand<br />

gab Antwort. Das Schloß schien unbewohnt <strong>oder</strong><br />

gar ausgestorben zu sein. Erst auf heftigeres Klopfen<br />

ließ sich drinnen eine mürrische Stimme vernehmen,<br />

die Jan Sloboda angehörte. Er fragte: was man begehre?<br />

Der Brautwerber antwortete: man suche Herberge.<br />

Übrigens könne er auf Ehre und Seligkeit versichern,<br />

daß er und seine Begleiter vollkommen ehrliche Leute<br />

wären und mit den freundschaftlichsten Gesinnungen<br />

kämen. Obwohl Sloboda und die hinter ihm jetzt sichtbar<br />

werdenden Gäste dies in Zweifel zu ziehen schienen,<br />

ließ er sich doch bewegen, zaudernd die Thür zu<br />

öffnen. Allein weder der Bräutigam noch sein Gefolge<br />

trat ein, nur der Brazka erschien auf der Flur und<br />

wendete sich nach alter Sitte mit nochmaliger formeller<br />

Werbung um die Braut an den Wenden. Eine Zeit<br />

lang stellte sich Sloboda, als wisse er um keine Braut,

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