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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 406 —<br />

Lerchen hingen, dem Auge kaum sichtbar, in dem unermeßlichen<br />

Dome. <strong>Die</strong> meisten Menschen wünschen<br />

sich an ihrem Hochzeitstage einen solchen glückverheißenden<br />

Frieden der Natur, und auch Haideröschen<br />

sah mit ihren wunderbaren Kinderaugen dankend gen<br />

Himmel, als sie in der ersten Nachmittagsstunde die<br />

schrille Musik der Haidebauern aus dem Walde erklingen<br />

hörte, die den Bräutigam begleiteten. Verstohlen<br />

sah sie hinab auf den spiegelklaren See, über den eine<br />

ganze Flotille kleiner Nachen segelte, alle mit geputzten<br />

Männern besetzt, welche jubelnd ihre bebänderten<br />

Hüte schwenkten und unaufhörlich mit der Musik um<br />

die Wette jubelten. Sogar einzelne Schüsse wurden abgefeuert<br />

und weckten das schlummernde Echo der stillen<br />

Haide.<br />

Am Fuße <strong>des</strong> Schloßfelsens angekommen, ordneten<br />

sich die Begleiter <strong>des</strong> Bräutigams paarweise, das Musikchor,<br />

aus mehrern Clarinetten, einem Fagott und<br />

andern nationalwendischen Instrumenten bestehend,<br />

stellte sich an die Spitze und der Brautführer mit bandverziertem<br />

Stock, Hut und Kleid schritt gravitätisch<br />

voraus. Unter fortwährendem Musiciren erstieg diese<br />

Schaar junger Männer den Schloßberg und zog bis vor<br />

die große Eingangspforte.<br />

Hier wurde sie durch herbeispringende Knechte, die<br />

ein langes rosenrothes Band schnell vor die Pforte zogen,<br />

aufgehalten und ihnen erst nach Erlegung eines<br />

geringfügigen Trinkgel<strong>des</strong> der Eintritt gestattet, indem

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