Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 388 — »Zwingen nicht, aber dazu ängstigen. Er fürchtete mich, Jan, und er hat Grund dazu. Und bei meiner ewigen Seele, diesen Wüstling verderbe ich, wenn er den hochfahrenden, gebietenden Herrn spielen will!« »Er wird es dennoch thun, Heinrich.« »Er thut es nicht! Sein Vater weiß mehr von seinen Lasterwegen, als er glaubt, und wenn ich mit diesem Rücksprache zu nehmen drohe, gewährt er mir, was ich verlange. Überdies schwebt er in beständiger Furcht wegen der Gerüchte, die zum Theil durch meine Veranlassung in Umlauf sind. Er fühlt sich nicht mehr sicher in seiner Herrschaft. Die finstern drohenden Mienen seiner Knechte weissagen ihm nichts Gutes, und um den langsam heranziehenden Sturm nicht zu vollem Ausbruche kommen zu lassen, fügt er sich dem Unvermeidlichen.« »Willst Du selbst mit ihm sprechen?« »Nein. Seit der Flucht Haideröschens betrete ich den Zeiselhof nicht mehr. Ich habe meine Vermittler.« »Wen meinst Du?« »Das ist mein Geheimniß, Freund Jan,« sagte der Maulwurffänger mit ernstem Auge. »Es muß verschwiegen bleiben, bis es gewirkt hat, oder ich ziehe meine Hand zurück!« »Nicht doch, Heinrich! Du hast mein, Du hast das Vertrauen aller meiner eben so gedrückten Stammesbrüder. Thue, was Du für recht und zweckdienlich

— 389 — hältst, und rechne auf die Dankbarkeit eines leibeigenen Mannes!« Sloboda reichte nicht ohne lebhafte Bewegung dem Maulwurffänger seine rauhe Hand. Heinrich ergriff und drückte sie herzhaft. »So ist es gut,« sprach er. »Nun ich mit Deiner Einwilligung handle, will ich eilen und Alles in’s Werk setzen.« Er stand auf, warf seine Drähte nebst dem Quersack wieder über die Schultern und schlang sich den Lederriemen seines Stockes fest um die Hand. »Wann kommst Du wieder?« fragte Sloboda. »Ich kann es nicht bestimmen. Meine Geschäfte führen mich diesmal tiefer in die Haide, und da mögen wohl ein paar Wochen vergehen, ehe ich zurückkehre. Doch wirst Du schon früher mittelbar von mir hören. Sage Deinem Kinde einen Gruß und sie solle nur muthig, treu und fromm bleiben, dann würde sie Gott nicht verlassen!« Mit nochmaligem Händedruck trennten sich die beiden Männer. Der Wende sah gedankenvoll dem Maulwurffänger nach, wie er mit großen, wiegenden Schritten dem Saum der Haide entgegen ging, die in goldigem Feuerduft Dorf und Feld im weiten Bogen umspannte.

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»Zwingen nicht, aber dazu ängstigen. Er fürchtete<br />

mich, Jan, und er hat Grund dazu. Und bei meiner ewigen<br />

Seele, diesen Wüstling verderbe ich, wenn er den<br />

hochfahrenden, gebietenden Herrn spielen will!«<br />

»Er wird es dennoch thun, Heinrich.«<br />

»Er thut es nicht! Sein Vater weiß mehr von seinen<br />

Lasterwegen, als er glaubt, und wenn ich mit diesem<br />

Rücksprache zu nehmen drohe, gewährt er mir, was ich<br />

verlange. Überdies schwebt er in beständiger Furcht<br />

wegen der Gerüchte, die zum Theil durch meine Veranlassung<br />

in Umlauf sind. Er fühlt sich nicht mehr sicher<br />

in seiner Herrschaft. <strong>Die</strong> finstern drohenden Mienen<br />

seiner Knechte weissagen ihm nichts Gutes, und um<br />

den langsam heranziehenden Sturm nicht zu vollem<br />

Ausbruche kommen zu lassen, fügt er sich dem Unvermeidlichen.«<br />

»Willst Du selbst mit ihm sprechen?«<br />

»Nein. Seit der Flucht Haideröschens betrete ich den<br />

Zeiselhof nicht mehr. Ich habe meine Vermittler.«<br />

»Wen meinst Du?«<br />

»Das ist mein Geheimniß, Freund Jan,« sagte der<br />

Maulwurffänger mit ernstem Auge. »Es muß verschwiegen<br />

bleiben, bis es gewirkt hat, <strong>oder</strong> ich ziehe<br />

meine Hand zurück!«<br />

»Nicht doch, Heinrich! Du hast mein, Du hast das<br />

Vertrauen aller meiner eben so gedrückten Stammesbrüder.<br />

Thue, was Du für recht und zweckdienlich

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