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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 381 —<br />

Bock noch stieß und ganze Thränenbäche sich auf ihren<br />

weißrothsammtenen Wängelein kreuzten. Ich sah<br />

sie groß an und hatte nicht wenig Lust, etwas grob zu<br />

werden, da kam sie mir zuvor und sagte:<br />

»Ach Pink-Heinrich, das Unglück! Nun geht es wohl<br />

zu Ende mit mir und all’ den Meinigen, denn wir haben<br />

keinen Schutzengel mehr!«<br />

»Gar so arg ist es noch nicht,« versetzte ieh, »denn<br />

wenn Du sonst dem Worte eines armen Mannes<br />

Glauben schenken willst, so verspricht Dir der Pink-<br />

Heinrich, was er auch schon früher gethan hat, Dich so<br />

weit sein Arm und Fuß reicht, ebenfalls zu schützen.<br />

Aber sag’ an, was giebt es?«<br />

»Fräulein Herta liegt im Sterben!« ruft schluchzend<br />

Deine Tochter. »Ohnmächtig fanden wir sie gestern auf<br />

ihrem Lager, weiß, wie neu gefallener Schnee, <strong>oder</strong><br />

wie Lilienblätter, mit unendlich lächelndem Schmerzenszug<br />

um die zarten weichen Lippen. Als wir sie riefen,<br />

kam sie zwar bald zu sich, allein sie war krank,<br />

so krank, daß ich gar nicht weiß, wie ich’s beschreiben<br />

soll. Auch die Ärzte schüttelten den Kopf, wie sie<br />

das leichenblasse Fräulein mit den gläsernen geisterhaft<br />

schönen Augen sahen, das jede Frage hörte, aber<br />

keine beantwortete! Und so ist es mit ihr geblieben bis<br />

jetzt. Sie sitzt wieder an ihrem Fenster, füttert ihr Hänschen,<br />

drückt mir freundlich die Hände, ja küßt mich<br />

liebevoll, wenn ich ihr die nöthigen Handreichungen<br />

thue, nimmt Speise zu sich, wenn man sie ihr bringt,

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