Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 374 — wir hoffentlich recht ungestört sein und unsern Ehrenhandel ganz in der Ruhe und ohne Zeugen schlichten können.« »Sie sollen sich irren, mein Herr!« versetzte Herta entschlossen. »Ihre Abscheulichkeit übersteigt alle Grenzen, darum sollen Sie entehrt und gebrandmarkt werden, wie Sie es verdienen.« Herta richtete sich wieder auf und suchte abermals die Schelle. »Was willst Du thun?« fragte Magnus mit schwer verhaltenem Athem. »Das ganze Schloßgesinde nebst Deinen ergrauenden Ältern will ich herbeirufen, damit sie sehen, welcher namenlosen Schändlichkeit Du fähig bist!« »Wenn dies wirklich Deine Absicht ist, will ich Dich nicht weiter hindern und stehe mit Vergnügen von meinem Anliegen zurück. Immerhin laß die Schelle läuten, erhebe Deine Stimme! Mache Lärm, so viel Du wünschest! Nur gestatte, daß ich hier Platz behalten darf, Du wirst alsdann zu spät einsehen, daß Du Dich selbst in den Augen aller ehrbaren Menschen entehrt hast, und dadurch genöthigt werden, dem verhaßten Vetter Magnus Deine schöne Hand zu reichen, um ihn zum Altar zu führen.« Schaudernd leuchtete dem unglücklichen Mädchen die furchtbare Wahrheit dieser Worte ein. Schüchtern zog sie die Hand wieder zurück und verbarg sie frierend in die weißen Decken. Magnus lächelte.

— 375 — »Was haben Sie mir zu sagen?« stammelte Herta. »Daß ich Dich liebe, schöne Muhme, liebe bis zum Wahnsinn und daß ich Erwiederung meiner Leidenschaft wünsche, hoffe, befehle!« »Sie haben längst meine Antwort gehört. Verlassen Sie mich und ich will vergessen, welche Schmach Sie mir zugefügt haben, ja sogar versuchen, ob ich Sie in Zukunft wieder achten lernen kann.« »Ich ziehe Deine Liebe jeder Art von Achtung vor.« »Magnus, ich hasse Sie!« »Dann habe ich gegründete Hoffnung, daß Du nach Jahresfrist, sind wir nur erst Mann und Frau, närrisch in mich verliebt sein wirst.« »Gehen Sie oder ich zerschelle mir den Kopf an der Wand!« »An meiner Brust wirst Du weicher und angenehmer ruhen.« »Hinweg!« »Schöne Muhme, ich habe hier zu fordern, Du nur zu gewähren. Gedenke Deiner Zusage! Ich komme um Genugthuung!« »Nun so nimm sie Dir!« rief Herta in der Angst der Verzweiflung, richtete sich auf und bot ihm den schönen Busen dar, der zart glänzend aus dem Gewande schimmerte. »Durchstoße mich mit Deinem Hirschfänger, dann hast Du Genugthuung!«

— 375 —<br />

»Was haben Sie mir zu sagen?« stammelte Herta.<br />

»Daß ich Dich liebe, schöne Muhme, liebe bis zum<br />

Wahnsinn und daß ich Erwiederung meiner <strong>Leiden</strong>schaft<br />

wünsche, hoffe, befehle!«<br />

»Sie haben längst meine Antwort gehört. Verlassen<br />

Sie mich und ich will vergessen, welche Schmach Sie<br />

mir zugefügt haben, ja sogar versuchen, ob ich Sie in<br />

Zukunft wieder achten lernen kann.«<br />

»Ich ziehe Deine Liebe jeder Art von Achtung vor.«<br />

»Magnus, ich hasse Sie!«<br />

»Dann habe ich gegründete Hoffnung, daß Du nach<br />

Jahresfrist, sind wir nur erst Mann und Frau, närrisch<br />

in mich verliebt sein wirst.«<br />

»Gehen Sie <strong>oder</strong> ich zerschelle mir den Kopf an der<br />

Wand!«<br />

»An meiner Brust wirst Du weicher und angenehmer<br />

ruhen.«<br />

»Hinweg!«<br />

»Schöne Muhme, ich habe hier zu fordern, Du nur<br />

zu gewähren. Gedenke Deiner Zusage! Ich komme um<br />

Genugthuung!«<br />

»Nun so nimm sie Dir!« rief Herta in der Angst der<br />

Verzweiflung, richtete sich auf und bot ihm den schönen<br />

Busen dar, der zart glänzend aus dem Gewande<br />

schimmerte.<br />

»Durchstoße mich mit Deinem Hirschfänger, dann<br />

hast Du Genugthuung!«

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