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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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vorsichtige und liebevolle Lehrerin zu werden. Ganz<br />

zuletzt erst kam die Rede auf die Beschäftigung, die<br />

fortan Haideröschens Tagewerk bilden sollte, und hier<br />

ordnete Herta an, daß sie wesentlich weiter nichts zu<br />

thun haben solle, als ihr Zimmer in steter Ordnung zu<br />

halten und sie zu bedienen. <strong>Die</strong>s konnte füglich nicht<br />

Arbeit genannt werden; allein grade dies beabsichtigte<br />

Herta, um bei dem geschäftigen Müßiggange ihrer<br />

schönen <strong>Die</strong>nerin diese selbst nie aus den Augen zu<br />

verlieren und immer über sie und ihr Wohl zu wachen.<br />

Erst bei Tafel sah Herta ihre Pflegeältern wieder, die<br />

beide nicht in der besten Stimmung waren. Graf Erasmus<br />

hatte sich geärgert über das bösartige Benehmen<br />

seines Sohnes, so wie, daß er sich in Folge <strong>des</strong>selben<br />

genöthigt sah, eine Strafe über das lammruhige Haidekind<br />

zu verhängen, die mit seinen Empfindungen nicht<br />

sympathisirte. Dadurch hatten sich seine Gichtschmerzen<br />

vermehrt und folterten ihn mit hartnäckiger Ausdauer.<br />

Seine Gemahlin dagegen fühlte sich schwer beleidigt<br />

durch die Aufnahme der bestraften Leibeigenen<br />

in ihr Haus und würde ihren Ärger Herta haben entgelten<br />

lassen, wenn dies unbemerkt und ungeahndet<br />

hätte geschehen können. Da keine Hoffnung dazu vorhanden<br />

war, mußte sich die empörte Frau mit schweigender<br />

Abneigung und fleißigem Gebrauch ihres Fächers<br />

begnügen, wenn ihr von der aufmerksamen und<br />

stets zarten Cousine ein Speisegeräth gereicht wurde

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