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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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röchelte nicht mehr, die strotzende Fülle der pochenden<br />

Adern verlor sich. Er hatte einen festen, furchtbaren<br />

Entschluß gefaßt und jeden Einwurf seines Gewissens<br />

mit dämonischer Kraft beseitigt. Sanft, mit weicher,<br />

schalkhafter Miene setzte er sich an das Pult und<br />

begann einen Geschäftsbrief zu schreiben. –<br />

Haideröschen war inzwischen von Herta mit schwesterlicher<br />

Zärtlichkeit empfangen worden. Gerade die<br />

Schmach, die man dem wehrlosen furchtsamen Mädchen<br />

angethan und die sie mit der Ergebung einer<br />

gottgefaßten Märtyrerin ohne Murren erduldet hatte,<br />

machte sie ihr noch werther und ihres besondern<br />

Schutzes bedürftiger. Herta zürnte sogar mit dem alten<br />

Grafen, daß er auf Kosten einer armen Wendin dem<br />

Buchstaben mehr gefolgt war, als seinen bessern Herzensregungen.<br />

Nur der ausdrückliche Befehl <strong>des</strong> Grafen,<br />

daß sie nunmehr Haideröschen in ihre <strong>Die</strong>nste<br />

nehmen solle, versöhnte sie wieder einigermaßen mit<br />

ihm.<br />

Das Bestreben <strong>des</strong> zartfühlenden Edelfräuleins ging<br />

zuvörderst dahin, die Wendin zutraulich zu machen.<br />

Obwohl ihre <strong>Die</strong>nerin, sollte sie doch vollkommen wie<br />

eine Gesellschafterin mit ihr leben. Darauf hatte sie<br />

nach Herta’s Art, Welt und Menschen zu beurtheilen,<br />

gerechte Ansprüche theils, weil sie ohne Schuld Verfolgung<br />

und Strafe erduldet, theils, weil sie schön, aufgeweckten<br />

Geistes und reinen Herzens war. Der edele,<br />

heilige Wunsch Herta’s, für die Befreiung armer

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