Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 354 — Grafen stutzig und spannte seine Neugier. Das hübsche Mädchen sprach laut genug, um über den ganzen Schloßhof gehört zu werden. »Es ist der Wille des gnädigen Fräuleins und unseres guten Herrn Grafen,« sagte Emma, »und da fügt Euch nur immer darein. Es wird einmal nicht anders!« »Wer möchte dies auch wollen, gutes Kind,« versetzte Sloboda. »Ich sage ja blos, daß ich es nicht begreifen kann. Wundert Euch nicht darüber, meine Gute. Wir armen Ungkücklichen, wir finden uns eher zurecht in schwerem Jammer, als in dürftiger Freude. Das kleinste Glück bringt uns gleich aus dem Häuschen. Und wenn ich bedenke, was mein süßes kleines Herzblättchen, mein Röschen, so eben hat ausstehen müssen – so vor allen Leuten – vor Hoch und Niedrig – und ich höre nun, daß das gnädige Fräulein sie trotzdem umarmt und geküßt und mit ihr geweint hat über die Strafe, und daß sie von Stund an bei ihr Dienst, Brod und Schutz finden soll – seht, da schwindelt’s mir vor den Augen und ich kann’s nur mit Mühe fassen.« »Fräulein Herta thut nichts halb, mein Lieber,« entgegnete mit sichtbarem Stolz die Zofe. »Das müßtet Ihr doch eigentlich schon wissen, wenn Ihr Augen und Ohren hättet. Darum läßt sie Euch sagen, es sei Euch erlaubt, Eure Tochter zu jeder Stunde zu sehen. So oft Ihr wollt, könnt Ihr in’s Schloß kommen, so lange, bis Alles wegen der Heirath Röschens, die der Herr Graf in

— 355 — Gnaden und gegen Erlegung der üblichen Loskaufskosten genehmigt, in Richtigkeit gebracht sein wird.« »Tausend Dank! Tausend Dank!« stammelte Sloboda gerührt, beide Hände des niedlichen Mädchens im Eifer seiner Erregung heftig drückend. Mit einem Ausdruck schmerzlichen Unbehagens entzog diese sich dem riesigen Wenden. »Schon gut,« sagte sie, »ich thue so ’was gern umsonst.« »Ach,« fiel Clemens ein, »sagt doch auch dem gnädigen Fräulein viele tausend Segensgrüße von mir, und ich würde für sie beten bei Wachens- und Schlafenszeit und so viel Sterne flimmerten nicht auf der Milchstraße des Himmels, als gute Gedanken für sie in meinem armen Herzen leuchteten und glänzend über sie aufgingen, wie Gestirne an einem hellen Winterabend, und ich ließe sie um alles in der Welt bitten, sie möchte mich nur noch ein außereinziges Mal ihr mildthätiges Segenshändchen küssen und mein trauriges Auge in ihrem frommen Himmelsblick sich sonnen lassen! Um Gottes willen vergeßt das nicht, mein schönes Kind!« »Gewiß, ich will es nicht vergessen, weil Du ein so höflicher Bursche bist.« »Auch von Pathe Ehrhold sagt ihr viele schöne Grüße, Jungfer, und Gottes Segen möge mit ihr sein allerwärts!« »Laßt’s nun gut sein, Gevatter!« sagte Sloboda. »Es ist Zeit heimgehen, damit wir noch ein paar Stunden

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Gnaden und gegen Erlegung der üblichen Loskaufskosten<br />

genehmigt, in Richtigkeit gebracht sein wird.«<br />

»Tausend Dank! Tausend Dank!« stammelte Sloboda<br />

gerührt, beide Hände <strong>des</strong> niedlichen Mädchens im<br />

Eifer seiner Erregung heftig drückend. Mit einem Ausdruck<br />

schmerzlichen Unbehagens entzog diese sich<br />

dem riesigen Wenden.<br />

»Schon gut,« sagte sie, »ich thue so ’was gern umsonst.«<br />

»Ach,« fiel Clemens ein, »sagt doch auch dem gnädigen<br />

Fräulein viele tausend Segensgrüße von mir, und<br />

ich würde für sie beten bei Wachens- und Schlafenszeit<br />

und so viel Sterne flimmerten nicht auf der Milchstraße<br />

<strong>des</strong> Himmels, als gute Gedanken für sie in meinem<br />

armen Herzen leuchteten und glänzend über sie<br />

aufgingen, wie Gestirne an einem hellen Winterabend,<br />

und ich ließe sie um alles in der Welt bitten, sie möchte<br />

mich nur noch ein außereinziges Mal ihr mildthätiges<br />

Segenshändchen küssen und mein trauriges Auge in<br />

ihrem frommen Himmelsblick sich sonnen lassen! Um<br />

Gottes willen vergeßt das nicht, mein schönes Kind!«<br />

»Gewiß, ich will es nicht vergessen, weil Du ein so<br />

höflicher Bursche bist.«<br />

»Auch von Pathe Ehrhold sagt ihr viele schöne Grüße,<br />

Jungfer, und Gottes Segen möge mit ihr sein allerwärts!«<br />

»Laßt’s nun gut sein, Gevatter!« sagte Sloboda. »Es<br />

ist Zeit heimgehen, damit wir noch ein paar Stunden

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