Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 352 — fand sie leer. Hatte er dies auch nicht erwartet, so freute er sich doch darüber, denn zu seinem Geschäft, das er mit Haspel abmachen wollte, war Einsamkeit weit vortheilhafter. Er hätte lügen müssen, wenn er im Falle der Anwesenheit des Kastellans seinen Zweck erreichen wollte, und dies fiel ihm gerade jetzt etwas schwer. Horchend blieb der junge Mann einige Secunden lang an der Thür stehen, bis er sich überzeugt halten konnte, daß ihn Niemand sehe, Niemand höre. Dann schlich er quer über die Stube bis an den bunten Kachelofen, der zur Hälfte in die Mauer eingeschoben war, damit er noch ein kleineres Gemach, wo die Diener hausten, zugleich mit erwärme. In einem an den Ofen stoßenden und etwas gegen die Thür vorspringenden Pfeiler war ein starker Haken angebracht. An diesem hing ein gewaltiges Schlüsselbund mit vielen blanken und verschiedenen verrosteten großen und kleinen Schlüsseln. Magnus griff danach und hob es behutsam, damit es nicht klirre, von dem Haken. Wieder zauderte und horchte er, aber es blieb draußen im Flur wie auf dem Hofraum und im Zimmer der Diener mäuschenstill. Nun setzte sich der Graf auf den alten mit brüchigem Leder überzogenen Lehnstuhl am Ofen, legte sanft das Schlüsselbund auf seinen Schooß, drehte die Schraube auf, welche den eisernen Reif zusammenhielt, und bog diesen auf halbe Zollweite auseinander. Dann ließ
— 353 — er prüfend die Schlüssel durch seine Finger laufen und wählte drei der rostigsten aus, zwei größere und einen kleinen, die er dem Reif entnahm. Sobald dies mit größter Vorsicht geschehen war, schloß er den Reif wieder mit der Schraube, hing das Bund an den Haken, versteckte sorgfältig seinen Raub und verließ das Zimmer des Kastellans auf demselben Wege, den er gekommen war. Kaum hatte sich die Gangthür hinter ihm geschlossen, so trat Haspel ein. Nichts ließ errathen, daß vor wenig Secunden sein junger Gebieter sich in der Kunst des Stehlens mit so vielversprechendem Erfolge geübt hatte. In seine Zimmer zurückgekehrt, verschloß Magnus die Thür, legte die drei entwendeten Schlüssel vor sich hin und betrachtete sie lange mit Blicken, in denen eine satanische Freudenflamme zuckte. Dann nahm er gelassen den Riemen seines Hirschfängers und säuberte sie von den ärgsten Roßtflecken, worauf er sie wieder zu sich steckte. Die Schloßschelle schlug eben die eilfte Morgenstunde, als er damit fertig war. Magnus öffnete das Fenster und sah hinab auf den Schloßhof, über dem sich fröhlich zwitschernde Schwalben in dem blauen Luftzelt auf und niederschwangen, das in sonniger Durchsichtigkeit auf den grauen Zinnen der Burg ruhte. Die drei Wenden traten aus der Schloßhalle, ihre Hüte in den Händen, ehrfurchtsvoll den Worten lauschend, die Herta’s zierlich gekleidete Dienerin zu ihnen sprach. Dies machte den
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wählte drei der rostigsten aus, zwei größere und einen<br />
kleinen, die er dem Reif entnahm. Sobald dies mit<br />
größter Vorsicht geschehen war, schloß er den Reif wieder<br />
mit der Schraube, hing das Bund an den Haken,<br />
versteckte sorgfältig seinen Raub und verließ das Zimmer<br />
<strong>des</strong> Kastellans auf demselben Wege, den er gekommen<br />
war. Kaum hatte sich die Gangthür hinter ihm geschlossen,<br />
so trat Haspel ein. Nichts ließ errathen, daß<br />
vor wenig Secunden sein junger Gebieter sich in der<br />
Kunst <strong>des</strong> Stehlens mit so vielversprechendem Erfolge<br />
geübt hatte.<br />
In seine Zimmer zurückgekehrt, verschloß Magnus<br />
die Thür, legte die drei entwendeten Schlüssel vor sich<br />
hin und betrachtete sie lange mit Blicken, in denen eine<br />
satanische Freudenflamme zuckte. Dann nahm er<br />
gelassen den Riemen seines Hirschfängers und säuberte<br />
sie von den ärgsten Roßtflecken, worauf er sie wieder<br />
zu sich steckte. <strong>Die</strong> Schloßschelle schlug eben die<br />
eilfte Morgenstunde, als er damit fertig war.<br />
Magnus öffnete das Fenster und sah hinab auf<br />
den Schloßhof, über dem sich fröhlich zwitschernde<br />
Schwalben in dem blauen Luftzelt auf und niederschwangen,<br />
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grauen Zinnen der Burg ruhte. <strong>Die</strong> drei Wenden traten<br />
aus der Schloßhalle, ihre Hüte in den Händen, ehrfurchtsvoll<br />
den Worten lauschend, die Herta’s zierlich<br />
gekleidete <strong>Die</strong>nerin zu ihnen sprach. <strong>Die</strong>s machte den