Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 350 — »Warum läßt unser Herrgott solche Menschen leben, und die besten, die frömmsten, die gütigsten sterben hin wie Mücken! Da kräht kein Hahn drüber.« »Nach Regen folgt Sonnenschein, Jan! Laß uns hoffen und stark bleiben!« sagte Ehrhold. Haideröschen hatte die Schuhe angezogen und strich die üppig vorquellenden goldenen Haare unter das reine Linnenhäubchen zurück. »Nun da können wir aufbrechen, denk’ ich,« sagte sie mit einem Anfluge von Munterkeit. »Ein Frühstück setzt uns die Herrschaft schwerlich vor.« Jan schlang den Arm um den Nacken seiner Tochter und sah ihr still in die großen hellen Kinderaugen. »Gott erhalte mir nur Dich!« sagte er gerührt. »Ich wüßte nicht, was ich thäte, wenn Du mir genommen oder verführt würdest! Alles Andere, allen Kummer, Noth und Elend und Druck will ich ertragen, aber Dich, mein süßes, duftendes Veilchen, das einzige Erbe meines guten Weibes, Dich kann ich nicht entbehren, ohne den Verstand zu verlieren.« Sloboda überschritt die Schwelle der Halle und wollte eben die wenigen Stufen hinabsteigen, die in die geräumige Flur der Burg führten. Da hörte er laut den Namen seiner Tochter von einem Bedienten hinter sich rufen, der eilenden Laufes die eichene Wendeltreppe herab stürmte. Die Wenden blieben stehen. »Was befiehlt der gnädige Herr Graf?« fragte Clemens.
— 351 — »Fräulein Herta will Röschen Sloboda sprechen.« Die Augen des Mädchens glänzten vor Freude und Dank. »O sie ist gut!« rief sie aus, ihre Hände faltend. »Ihr dürfen wir und Alle, die unglücklich sind, vertrauen. Wartet auf mich, bis ich zurückkomme oder Euch Antwort sagen lasse.« Sloboda nickte beistimmend und Haideröschen stieg gesenkten Hauptes, fromme Wünsche für das gute Fräulein in sich tragend, hinter dem Bedienten die Wendeltreppe in das alte Schloß hinauf. 20. EIN BUBENSTÜCK. Der großen Schloßhalle gegenüber, in welcher Haideröschen die schmählige Strafe erlitten hatte, lag die Wohnung des Kastellans. Ein gewölbter finsterer Gang, der für Unbekannte auch bei hellstem Sonnenschein nur mit einer Leuchte zu finden war, führte in den zweiten Flügel des Schlosses, wo Magnus seine Zimmer hatte. Diesen Gang benutzte der Kastellan, wenn ihm sein Amt in diesem Theile des Schlosses etwas zu thun gab. Magnus kannte diese Verbindung sehr genau und stand von früherer Zeit her mit dem alten Haspel, wie der Kastellan hieß, auf leidlich gutem Fuße, obwohl neuerdings der grade Sinn des Alten sich gegen die Lasterhaftigkeit des reichen jungen Herrn auflehnte. Eine Stunde nach der Strafscene begab sich Magnus durch den erwähnten Gang in Haspels Wohnung. Er
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- Seite 309 und 310: — 309 — den er einschlagen woll
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- Seite 323 und 324: — 323 — Die letzte Hälfte dies
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»Fräulein Herta will Röschen Sloboda sprechen.«<br />
<strong>Die</strong> Augen <strong>des</strong> Mädchens glänzten vor Freude und<br />
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»Ihr dürfen wir und Alle, die unglücklich sind, vertrauen.<br />
Wartet auf mich, bis ich zurückkomme <strong>oder</strong> Euch<br />
Antwort sagen lasse.«<br />
Sloboda nickte beistimmend und Haideröschen stieg<br />
gesenkten Hauptes, fromme Wünsche für das gute<br />
Fräulein in sich tragend, hinter dem Bedienten die<br />
Wendeltreppe in das alte Schloß hinauf.<br />
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Der großen Schloßhalle gegenüber, in welcher Haideröschen<br />
die schmählige Strafe erlitten hatte, lag die<br />
Wohnung <strong>des</strong> Kastellans. Ein gewölbter finsterer Gang,<br />
der für Unbekannte auch bei hellstem Sonnenschein<br />
nur mit einer Leuchte zu finden war, führte in den<br />
zweiten Flügel <strong>des</strong> Schlosses, wo Magnus seine Zimmer<br />
hatte. <strong>Die</strong>sen Gang benutzte der Kastellan, wenn<br />
ihm sein Amt in diesem Theile <strong>des</strong> Schlosses etwas zu<br />
thun gab. Magnus kannte diese Verbindung sehr genau<br />
und stand von früherer Zeit her mit dem alten Haspel,<br />
wie der Kastellan hieß, auf leidlich gutem Fuße, obwohl<br />
neuerdings der grade Sinn <strong>des</strong> Alten sich gegen<br />
die Lasterhaftigkeit <strong>des</strong> reichen jungen Herrn auflehnte.<br />
Eine Stunde nach der Strafscene begab sich Magnus<br />
durch den erwähnten Gang in Haspels Wohnung. Er