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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 348 —<br />

»Jetzt Versöhnung, liebes Röschen! Ich trage keinen<br />

Groll mehr gegen Dich in mir. Du hast gebüßt, das genügt<br />

mir. Von heut’ an bin ich wieder Dein gnädiger,<br />

gütiger, Dir wohlwollender Herr!«<br />

Haideröschen war sprachlos vor Erstaunen. Magnus<br />

mußte ihr seine Hand aufdringen, was sie zwar geschehen<br />

ließ, doch ohne den sanften Druck zu erwiedern,<br />

den sie fühlte. Selbst auf den Gruß, mit dem er von<br />

ihr ging, zu danken, vergaß sie vor Verwunderung und<br />

Entsetzen.<br />

Dagegen jauchzte sie innerlich auf vor Frende, und<br />

süße, fromme Klänge, wie heiliges Glockengeläut, das<br />

zur Kirche rief, ging durch ihre Seele, als sie jetzt eine<br />

Hand sich sanft auf ihre Schulter legen fühlte und<br />

beim Umwenden ihr noch von Thränen feuchtes Auge<br />

auf das gutmüthige Gesicht <strong>des</strong> Geliebten fiel, der,<br />

sie sanft rüttelnd, ausrief: »Arme Röse, nun hast Du’s<br />

überstanden und bist wieder mein!«<br />

Sie warf sich jubelnd an die breite Brust <strong>des</strong> jungen<br />

Wenden, und ohne daß er sie darum bat, drückte sie<br />

die heißen vor Schmerz und Wonne bebenden Lippen<br />

an seinen Mund. Dann fiel sie wieder in ein stilles Weinen.<br />

Clemens ließ sie gewähren und strich nur manchmal<br />

mit seiner flachen harten Hand über die duftigen<br />

Löckchen ihrer blüthenweißen Stirn.<br />

Nachdem sich Haideröschen an der Brust <strong>des</strong> Geliebten<br />

ausgeweint hatte, bemerkte sie erst, daß sie barfuß<br />

auf den kalten Ziegeln der Halle stand. Schnell bückte

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