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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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im Stocke betrachteten. Glücklicherweise fanden sich<br />

außer der zahlreichen <strong>Die</strong>nerschaft <strong>des</strong> Grafen keine<br />

Neugierigen ein, um die Bestrafte anzuglotzen <strong>oder</strong><br />

wohl gar zu verhöhnen. Nur Magnus blieb in der Halle<br />

und wanderte eine volle Stunde mit verschränkten<br />

Armen an Haideröschen auf und nieder, eben so begehrliche<br />

als wüthende Blicke auf sie heftend. <strong>Die</strong> Unglückliche<br />

fühlte die Gluth seiner bösen Augen, obwohl<br />

sie nicht zu ihm aufzublicken wagte, und weil sie ahnte,<br />

daß ihre Erniedrigung ihn ergetzte und die nackten<br />

Glieder seinem Herzen ein Labsal seien, that sie sich<br />

die entsetzliche Gewalt an, eine volle Stunde ohne die<br />

geringste Bewegung in derselben qualvollen Stellung<br />

zu verharren. Man würde sie für todt gehalten haben,<br />

wäre nicht in bald längeren bald kürzern Pausen ihrer<br />

Brust ein schwerer Seufzer entschlüpft und hätte man<br />

nicht das heftige fieberhafte Klopfen <strong>des</strong> züchtig verhüllten<br />

jungen Busens gesehen.<br />

<strong>Die</strong> Stunde dünkte Haideröschen allerdings eine<br />

Ewigkeit, indeß sie verging und mit einem unbeschreiblichen<br />

Wonnegefühl sah sie die Knechte wieder<br />

nahen und sie aus dem Blocke erlösen. Als sie sich aufrichtete,<br />

traf ihr scheues Auge wie ein Weheruf den<br />

jungen Grafen, der mit seinem kalten, festen Lächeln<br />

in den dämonisch schönen Zügen vor ihr stand und<br />

sich höflich verbeugte. Zu ihrem unsagbaren Erstaunen<br />

reichte ihr Blauhut die Hand und sagte:

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