Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 346 — die abgenommene Hälfte des Blockes wieder aufsetzten, mit starken Klammern an den untern Klotz anschlossen und die arme kleine Wendin unbarmherzig zwischen beide Klötze einklammerten. Haideröschen ward durch diese Strafe in eine höchst unbequeme Lage versetzt. Da sie nur von mittlerer Frauengröße, der untere Theil des Stockes aber bis zu den Öffnungen fast eine halbe Elle vom Fußboden erhoben war, konnte sie sich nur mit großer Anstrengung aufrecht erhalten. Doch würde sie dies mit Geduld ertragen haben, da ihre Seele tausendmal mehr litt, als ihr Körper, daß aber durch diese Stellung ihre jungfräulichen Glieder bis an die Knie entblößt wurden und daß die lüsternen Blicke des schadenfrohen Grafen Magnus an ihren enthüllten schönen Formen sich ungestraft weiden durften, das preßte ihr Herz zusammen und raubte ihr beinahe alle Besinnung. Sobald die Straffällige in den Stock gelegt war, ließ sich Erasmus zurück in sein Zimmer tragen. Man sah es ihm an, daß er diesen Ausgang nicht erwartet hatte und sehr unzufrieden mit der Wendung war, die die ganze Angelegenheit genommen. Er zürnte sogar der kleinen Wendin, die ihre eigene Schüchternheit gegen seinen Willen so hart büßen mußte. Darum sah er sich auch weder nach ihr noch ihren Begleitern um, die mit entblößten Häuptern, den Riemen der Knechtschaft um die Stirn gewunden, lautlos auf der Schwelle standen und mit Betrübniß das weinende Mädchen
— 347 — im Stocke betrachteten. Glücklicherweise fanden sich außer der zahlreichen Dienerschaft des Grafen keine Neugierigen ein, um die Bestrafte anzuglotzen oder wohl gar zu verhöhnen. Nur Magnus blieb in der Halle und wanderte eine volle Stunde mit verschränkten Armen an Haideröschen auf und nieder, eben so begehrliche als wüthende Blicke auf sie heftend. Die Unglückliche fühlte die Gluth seiner bösen Augen, obwohl sie nicht zu ihm aufzublicken wagte, und weil sie ahnte, daß ihre Erniedrigung ihn ergetzte und die nackten Glieder seinem Herzen ein Labsal seien, that sie sich die entsetzliche Gewalt an, eine volle Stunde ohne die geringste Bewegung in derselben qualvollen Stellung zu verharren. Man würde sie für todt gehalten haben, wäre nicht in bald längeren bald kürzern Pausen ihrer Brust ein schwerer Seufzer entschlüpft und hätte man nicht das heftige fieberhafte Klopfen des züchtig verhüllten jungen Busens gesehen. Die Stunde dünkte Haideröschen allerdings eine Ewigkeit, indeß sie verging und mit einem unbeschreiblichen Wonnegefühl sah sie die Knechte wieder nahen und sie aus dem Blocke erlösen. Als sie sich aufrichtete, traf ihr scheues Auge wie ein Weheruf den jungen Grafen, der mit seinem kalten, festen Lächeln in den dämonisch schönen Zügen vor ihr stand und sich höflich verbeugte. Zu ihrem unsagbaren Erstaunen reichte ihr Blauhut die Hand und sagte:
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die abgenommene Hälfte <strong>des</strong> Blockes wieder aufsetzten,<br />
mit starken Klammern an den untern Klotz anschlossen<br />
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zwischen beide Klötze einklammerten. Haideröschen<br />
ward durch diese Strafe in eine höchst unbequeme Lage<br />
versetzt. Da sie nur von mittlerer Frauengröße, der<br />
untere Theil <strong>des</strong> Stockes aber bis zu den Öffnungen<br />
fast eine halbe Elle vom Fußboden erhoben war, konnte<br />
sie sich nur mit großer Anstrengung aufrecht erhalten.<br />
Doch würde sie dies mit Geduld ertragen haben,<br />
da ihre Seele tausendmal mehr litt, als ihr Körper, daß<br />
aber durch diese Stellung ihre jungfräulichen Glieder<br />
bis an die Knie entblößt wurden und daß die lüsternen<br />
Blicke <strong>des</strong> schadenfrohen Grafen Magnus an ihren<br />
enthüllten schönen Formen sich ungestraft weiden<br />
durften, das preßte ihr Herz zusammen und raubte ihr<br />
beinahe alle Besinnung.<br />
Sobald die Straffällige in den Stock gelegt war, ließ<br />
sich Erasmus zurück in sein Zimmer tragen. Man sah<br />
es ihm an, daß er diesen Ausgang nicht erwartet hatte<br />
und sehr unzufrieden mit der Wendung war, die<br />
die ganze Angelegenheit genommen. Er zürnte sogar<br />
der kleinen Wendin, die ihre eigene Schüchternheit gegen<br />
seinen Willen so hart büßen mußte. Darum sah er<br />
sich auch weder nach ihr noch ihren Begleitern um,<br />
die mit entblößten Häuptern, den Riemen der Knechtschaft<br />
um die Stirn gewunden, lautlos auf der Schwelle<br />
standen und mit Betrübniß das weinende Mädchen