Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 326 — 19. DAS GERICHT. Weder Magnus noch Herta schliefen in dieser Nacht. Jenen folterte gekränkte Eitelkeit und Durst nach Rache, diese entwarf menschenfreundliche Pläne zum Besten des armen leidenden Volkes und ließ ihre Gedanken in die Zukunft hinüberschweifen, wo ihren aufgeregten Sinnen und ihrer entzückten Phantasie das strahlende Bild einer Welt erschien, in der alle Menschen gleichermaßen in Glück und Freiheit schwelgten. Die Drohungen ihres entarteten Vetters schreckten das muthige Mädchen nicht, denn sie lebte des festen Glaubens, daß Lug und Trug an dem silbernen Schilde der Wahrheit zerschellen müßten. Das angedrohte Rencontre vergaß sie sogar vollständig, weil sie es durchaus nicht für möglich hielt, daß ein ehrenwerther Mann im Ernst einem Weibe solche Zumuthungen machen könne. Auch kannte Herta den abenteuerlichen Charakter ihres Vetters hinlänglich, um in seinem Vorschlage eben nichts als einen neuen romanesken Auswuchs seiner mittelalterlichen Ritterlichkeit zu erblicken. Hätte sie wirklich an Ausführung der Drohung glauben können, dann würde die gegen ihre schöne Brust gerichtete Mündung eines Pistols wahrscheinlich alle schelmischen Träumereien aus ihrer Seele verscheucht haben.
— 327 — Am andern Morgen gab Herta dem fragenden Clemens zusagende Antwort und bestellte ihn mit seiner Geliebten am Tage nach dem Feste wieder auf’s Schloß. – Da in der Zwischenzeit nichts Bedeutendes sich zutrug, übergehen wir dieselbe mit Stillschweigen. – Zur festgesetzten Zeit wurden ihr am Tage nach Ostern die Wenden gemeldet und Herta ließ ihre Schutzbefohlene sogleich vor. Sie ward überrascht von der verschämten Lieblichkeit Haideröschens und konnte jetzt wohl begreifen, daß diese frische, naive Mädchenknospe die Sinne ihres lockeren Vetters hatte bestricken und in Flammen setzen können. Die Wendin hatte ihren besten Staat aufgelegt, der in jener einfachen Kleidung bestand, die wir schon früher beschrieben haben. Eine dichte Reihe goldener krauser Löckchen drang unter dem sauber geglätteten leinenen Spitzenhäubchen hervor und umsäumte die klare Stirn des lieblichen Kindes mit einer reizenden Glorie. Schüchtern und von Dankgefühl durchdrungen, warf sich Haideröschen vor Herta auf die Knie und stammelte unter Freudenthränen: »Dank, tausend Dank, gütige Herrin, für so viel Gnade!«
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Weder Magnus noch Herta schliefen in dieser Nacht.<br />
Jenen folterte gekränkte Eitelkeit und Durst nach Rache,<br />
diese entwarf menschenfreundliche Pläne zum Besten<br />
<strong>des</strong> armen leidenden <strong>Volkes</strong> und ließ ihre Gedanken<br />
in die Zukunft hinüberschweifen, wo ihren aufgeregten<br />
Sinnen und ihrer entzückten Phantasie das<br />
strahlende Bild einer Welt erschien, in der alle Menschen<br />
gleichermaßen in Glück und Freiheit schwelgten.<br />
<strong>Die</strong> Drohungen ihres entarteten Vetters schreckten<br />
das muthige Mädchen nicht, denn sie lebte <strong>des</strong> festen<br />
Glaubens, daß Lug und Trug an dem silbernen Schilde<br />
der Wahrheit zerschellen müßten. Das angedrohte<br />
Rencontre vergaß sie sogar vollständig, weil sie es<br />
durchaus nicht für möglich hielt, daß ein ehrenwerther<br />
Mann im <strong>Ernst</strong> einem Weibe solche Zumuthungen<br />
machen könne. Auch kannte Herta den abenteuerlichen<br />
Charakter ihres Vetters hinlänglich, um in seinem<br />
Vorschlage eben nichts als einen neuen romanesken<br />
Auswuchs seiner mittelalterlichen Ritterlichkeit zu erblicken.<br />
Hätte sie wirklich an Ausführung der Drohung<br />
glauben können, dann würde die gegen ihre schöne<br />
Brust gerichtete Mündung eines Pistols wahrscheinlich<br />
alle schelmischen Träumereien aus ihrer Seele verscheucht<br />
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