Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 320 — der entehrte Graf Magnus von Boberstein in der gemüthlichsten Weise Genugthuung von seiner liebenswürdigen Gegnerin fordern.« »Und diese Gegnerin wird nicht anstehen, diese dem Grafen zu geben, wenn sie es für nothwendig hält.« »Wirklich? Sieh da, meine schöne Cousine hat wirklich Heldenblut in ihren Adern.« Herta wendete sich ab von dem Grafen und setzte sich unter das grüne Laubdach am Fenster. »Da ich nunmehr weiß,« sprach sie, »was Dich zu diesem unschicklichen Besuche veranlaßt hat, und auch Du von mir erfahren hast, was und wie ich von Dir denke, so wünscht’ ich, daß eine Unterhaltung beendigt werden möge, die beiden Theilen gleich unangenehm ist.« »Glaubst Du, ich werde mit solcher Antwort unverrichteter Dinge fortgehen? Dann wäre ich werth, daß man mich als wahnsinnig einsperrte.« »Du willst mich also noch länger beunruhigen? Nun dann werde ich Hilfe bei denen suchen müssen, die mir sie angelobt haben.« Sie stand auf, um zu schellen. Magnus vertrat ihr den Weg. »Daran hab’ ich gedacht,« sagte er sarkastisch lächelnd, »und weil ich einem so schönen und zarten Geschöpf nicht gewaltsam entgegentreten wollte, schnitt ich vor meinem Besuch der Glocke die Zunge aus.«

— 321 — »Abscheulicher!« murmelte Herta, wie vorhin sich wieder mit dem Rücken gegen ihren Schreibtisch lehnend. »Ich sorgte blos dafür, daß kein nutzloser Lärm noch Skandal entstehn möchte! – Also ganz in der Kürze, zürnender Engel, willst Du mir beistehen und eine Thorheit durch feines Schweigen zur rechten Stunde vergessen machen? Blos ja oder nein!« »Nein!« »Das ist wirklich eine bündige Antwort. Auch in der Schloßhalle wirst Du nicht fehlen?« »Auch da nicht.« »Und wenn mich die Wendin und ihre vermuthlichen Beistände anklagen?« »Dann werde ich gegen Dich zeugen.« Magnus senkte den Kopf ein wenig und schloß die Augen einige Secunden, als wolle er um jeden Preis einen Ausweg ersinnen. Er fühlte, daß der Boden unter ihm zusammenbrach, daß sein Ansehen für immer dahin war, wenn sein Vater in momentaner Mißstimmung gegen ihn entschied und Röschen frei sprach. Nach einiger Zeit richtete er seine durchbohrenden Blicke wieder auf Herta. »Nun,« sprach er, »ein Mann schickt sich in das Unvermeidliche, so gut es geht. Der Tag nach dem Feste soll mich als Mann kennen lernen! Wie aber stehen wir von jetzt an mit einander, süßer Trotzkopf?«

— 320 —<br />

der entehrte Graf Magnus von Boberstein in der gemüthlichsten<br />

Weise Genugthuung von seiner liebenswürdigen<br />

Gegnerin fordern.«<br />

»Und diese Gegnerin wird nicht anstehen, diese dem<br />

Grafen zu geben, wenn sie es für nothwendig hält.«<br />

»Wirklich? Sieh da, meine schöne Cousine hat wirklich<br />

Heldenblut in ihren Adern.«<br />

Herta wendete sich ab von dem Grafen und setzte<br />

sich unter das grüne Laubdach am Fenster. »Da ich<br />

nunmehr weiß,« sprach sie, »was Dich zu diesem unschicklichen<br />

Besuche veranlaßt hat, und auch Du von<br />

mir erfahren hast, was und wie ich von Dir denke, so<br />

wünscht’ ich, daß eine Unterhaltung beendigt werden<br />

möge, die beiden Theilen gleich unangenehm ist.«<br />

»Glaubst Du, ich werde mit solcher Antwort unverrichteter<br />

Dinge fortgehen? Dann wäre ich werth, daß<br />

man mich als wahnsinnig einsperrte.«<br />

»Du willst mich also noch länger beunruhigen? Nun<br />

dann werde ich Hilfe bei denen suchen müssen, die mir<br />

sie angelobt haben.«<br />

Sie stand auf, um zu schellen.<br />

Magnus vertrat ihr den Weg.<br />

»Daran hab’ ich gedacht,« sagte er sarkastisch lächelnd,<br />

»und weil ich einem so schönen und zarten Geschöpf<br />

nicht gewaltsam entgegentreten wollte, schnitt<br />

ich vor meinem Besuch der Glocke die Zunge aus.«

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