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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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<strong>Die</strong>ser fürchtet aber, daß ihm sein Kind abermals entrissen<br />

werden könne und wünscht es deßhalb unter<br />

Deinen <strong>oder</strong> – fügte sie lächelnd hinzu – wie der gute<br />

Bursche sagte unter meinen Schutz zu stellen.«<br />

»Hast Du ihm Hoffnung gemacht?«<br />

»Der arme Mensch dauerte mich, bester Oheim. Er<br />

zitterte an allen Gliedern vor Furcht und Scheu und<br />

bat so inständig, so aus der rechten Schmerzenstiefe<br />

seines Herzens, daß ich mich seines verfolgten Bräutchens<br />

anzunehmen versprach, wenn Du mir Erlaubniß<br />

dazu gäbest.«<br />

»Sehr brav, mein Mädchen! Doch was soll ich mit der<br />

Wendin beginnen?«<br />

»<strong>Die</strong>se Sorge will ich Dir sogleich abnehmen, Herzensoheim.<br />

Aller Beschreibung nach ist Röschen hübsch<br />

und ich habe gern hübsche <strong>Die</strong>nerinnen um mich. Sie<br />

wird auch geschickt, lernbegierig sein, wie alle Wenden,<br />

und da hab’ ich mir denn vorgenommen, so lange<br />

sie in meinen <strong>Die</strong>nsten bleibt, sie zu unterrichten und<br />

recht gebildet ihrem Bräutigam auszuliefern, wenn er<br />

sie als Hausfrau von mir zurückbegehrt.«<br />

»Gestatte dies nicht, ich bitte Dich, mein Freund!«<br />

sprach die Gräfin. »Das Mädchen weiß in ihrer Tollheit<br />

nicht mehr, was sie verlangt, was sie zu thun im Begriffe<br />

steht! Eine gebildete Leibeigene, mon dieu, wo soll<br />

das hinaus!«<br />

Erasmus saß mit vorgebeugtem Oberkörper schweigend<br />

im Lehnstuhl. Er hielt den ausdrucksvollen Kopf

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