Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 288 — klingen, wenn sie über Deine Lippen gleiten, ein feiner Strahl jesuitischen Lampenlichtes heraus, das heimlich in die Herzen der Menschen hineinleuchtet.« »Warum gedenkst Du dieses als eines Unheils?« versetzte die Gräfin. »Wir verstehen schlecht unsern Vortheil, wenn wir uns blödsinnig der Privilegien begeben, die uns Geburt und Rang verliehen haben. Den Jesuitismus betrachte ich nicht als einen religiösen Orden, mir ist er nur ein System, dessen Anwendung auf das Leben von unberechenbarer Wirkung ist. Das sollte der Adel wohl bedenken und sich, gleichviel welcher Confession er angehört, mit den Jesuiten in stillster Stille verbrüdern. Oder siehst Du nicht ein, mein Freund, daß die Erschütterungen in Frankreich eine völlige Auflösung allen Standesunterschiedes prophezeihen? Daß der wahnsinnig gewordene Pöbel seine blutigen Kothhände gegen uns erhebt, um uns in die Kloaken seiner Gemeinheit hinabzureißen?« Als Erasmus auf diese Bemerkungen seiner umsichtigen Gattin antworten wollte, kam Herta mit den Büchern zurück und legte sie freundlich vor den Grafen hin. »Hier bringe ich Dir meine Herzensfreunde,« sagte sie, einen langen und tiefen Blick aus ihrem frommen Auge dem Oheim sendend. »Ich werde sie recht vermissen, denn sie waren mir früh und Abends liebe Gefährten, die meine Seele mit ihren entzückenden Weisheitssprüchen labten und mich erkennen ließen, wie
— 289 — herrlich das Leben auf dieser schönen Erde sein müsse, wenn ihre Lehren auf fruchttragendes Land fielen! O mir stürzen die heißen Schmerzensthränen in die Augen, blicke ich hinaus in’s dampfende Land der Haide und sehe überall nur gebückte Knechte, statt aufrechtgehender Menschen, wie Gott will, daß wir alle sein sollen!« »Es scheint, Du hast bei Deinem Schulmeister Unterricht genommen im Predigen,« bemerkte die Gräfin mit vorwurfsvollem Tone. »Beste, gnädige Tante, schmähe meinen alten Freund nicht, er hat es wirklich nicht um mich verdient!« sagte Herta und küßte der Grafin die Hand. »Wenn Du so verächtlich von den armen Leuten sprichst, sinkt mir aller Muth, dem Oheim eine Bitte vorzutragen, die mir recht am Herzen liegt.« »Mir, meine kleine Revolutionärin?« fragte der Graf, der inzwischen das Personenverzeichniß des Don Karlos gelesen hatte. Er zeigte das Buch jetzt seiner Frau über den Tisch und sagte: »Gegen diese Gesellschaft lassen sich keine gegründeten Einwendungen machen.« »Darf ich reden?« fragte Herta mit leuchtenden Blicken. »Ich habe Dir nie eine Frage an mich verwehrt. Sprich offen und wahr!«
- Seite 237 und 238: — 237 — Gesinde des Edelhofes,
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- Seite 335 und 336: — 335 — Anblick jagte ihm das w
- Seite 337 und 338: — 337 — und Ziegeln gepflastert
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Strahl jesuitischen Lampenlichtes heraus, das heimlich<br />
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die uns Geburt und Rang verliehen haben. Den Jesuitismus<br />
betrachte ich nicht als einen religiösen Orden,<br />
mir ist er nur ein System, <strong>des</strong>sen Anwendung auf<br />
das Leben von unberechenbarer Wirkung ist. Das sollte<br />
der Adel wohl bedenken und sich, gleichviel welcher<br />
Confession er angehört, mit den Jesuiten in stillster<br />
Stille verbrüdern. Oder siehst Du nicht ein, mein<br />
Freund, daß die Erschütterungen in Frankreich eine<br />
völlige Auflösung allen Stan<strong>des</strong>unterschie<strong>des</strong> prophezeihen?<br />
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blutigen Kothhände gegen uns erhebt, um uns in die<br />
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Als Erasmus auf diese Bemerkungen seiner umsichtigen<br />
Gattin antworten wollte, kam Herta mit den Büchern<br />
zurück und legte sie freundlich vor den Grafen<br />
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»Hier bringe ich Dir meine Herzensfreunde,« sagte<br />
sie, einen langen und tiefen Blick aus ihrem frommen<br />
Auge dem Oheim sendend. »Ich werde sie recht vermissen,<br />
denn sie waren mir früh und Abends liebe Gefährten,<br />
die meine Seele mit ihren entzückenden Weisheitssprüchen<br />
labten und mich erkennen ließen, wie