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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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daß mehrere dieser Menschen, von denen der ungebildete<br />

Haufe jetzt so großes Geschrei macht, sich zuweilen<br />

betrinken! Fi donc! Sich betrinken, wie unsere<br />

wendischen Holzbauern! – Das allein verdirbt mir allen<br />

Geschmack, macht, daß ich jedem Buche so roher<br />

Menschen den Zutritt in mein reines Zimmer verwehre,<br />

und enthielte es selbst entzückende Dinge. Nur der<br />

Mann der Gesellschaft, der feinen Lebensart kann Werke<br />

schreiben, die uns fesseln und gefallen! – Was lasest<br />

Du?«<br />

Herta warf einen fragenden Blick auf den Grafen,<br />

der mit stillem Lächeln dieser Strafrede seiner Gattin<br />

zugehört hatte. Erasmus verstand seinen Liebling und<br />

sagte mit leichtem Augenblinken, das Herta Unterstützung<br />

verhieß: »Ja, Liebe, das möchte ich auch wissen.«<br />

Das Mädchen senkte wieder die Blicke, und während<br />

sie Wasser in die Theekanne goß, was eigentlich ein<br />

Eingriff in die Rechte der Gräfin war, erwiederte sie:<br />

»Es war das neue Trauerspiel von Schiller, von dem<br />

die Zeitungen so viel sprachen. Don Karlos, Infant von<br />

Spanien hat es der Dichter genannt.«<br />

»Von Schiller?« fiel die Gräfin ein. »Ist das nicht<br />

der aufrührerische Taugenichts, der heimlich seinem<br />

gnädigen Herrn entlaufen ist und das abscheuliche,<br />

schwülstige, der lästerlichsten Gedanken volle Buch<br />

›<strong>Die</strong> Räuber‹ geschrieben hat? Ein sauberer Mensch,<br />

dieser Schiller! <strong>Die</strong> Polizei sollte auf ihn fahnden und

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