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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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nicht eine eigene <strong>Die</strong>nerkaste hatte erfinden und begründen<br />

können, welche zwischen dem rohen Haufen<br />

und dem adlig Gebornen mitten inne stehe, diesem allein<br />

aber seine unbefleckte Hand zu dienender Huldigung<br />

darreiche.<br />

<strong>Die</strong>se Frau, eine kühle, hohe Schönheit, deren Spuren<br />

selbst das Alter der Matrone noch nicht gänzlich<br />

verwischen konnte, war Magnus Mutter. Unter ihrer<br />

Aufsicht wurde der stolze, trotzige, begabte Knabe erzogen.<br />

Ihm lehrte sie täglich den Katechismus der unverfälschten<br />

Aristokratie, fragte ihm denselben ab und<br />

überschüttete ihn mit Liebkosungen, wenn er gut bestand.<br />

Erasmus billigte eine solche Kindererziehung<br />

zwar nicht, er hatte aber auch nicht hinreichende Zeit<br />

und noch weniger Geduld, ihr entschieden entgegen<br />

zu treten. So begnügte er sich mit spöttischem Lächeln<br />

und gelegentlichen Bemerkungen, die jedoch Gräfin<br />

Utta unbeachtet an sich vorüberrauschen ließ. Konnte<br />

man da verlangen, daß Magnus mit seinem angebornen<br />

Sinn zum Herrschen, mit seiner heftigen Sinnlichkeit,<br />

mit dem sorgsam gepflegten Hange, den unbeschränkten<br />

Tyrannen zu spielen, ein Anderer werden<br />

sollte, als wie wir ihn bereits kennen gelernt haben?<br />

Immer fand er eine bereitwillige Fürsprecherin in seiner<br />

Mutter, wenn er als Knabe die Herrscherwillkür zu<br />

weit getrieben hatte und deßhalb Klagen bei seinem<br />

Vater einliefen. Ein Verweis, bald mehr bald minder<br />

streng, war die einzige Art der Bestrafung, die Magnus

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