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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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Weigerung bestände. Ich traute seinen Versicherungen<br />

und Schwüren nie, denn es liegt eine Wolke in seinen<br />

schwarzen Augen, die verderbliche Blitze birgt. Er<br />

ist ein schöner, ein interessanter, ein gebildeter Mann,<br />

und doch kann ich ihn nicht lieben, nicht einmal gern<br />

um mich dulden. – Es ging mir von jeher, wie es diesem<br />

wendischen Mädchen jetzt geht. Armes Kind! – Sie<br />

schützt kein mächtiger zürnender Vater, sie gehört sich<br />

nicht einmal selbst! Er kann und wird sie zermalmen,<br />

wenn er es vermag, denn Verzeihung, glaub’ ich, ist<br />

dem Herzen dieses unbändigen, heuchlerischen Menschen<br />

unbekannt. – Eben darum muß ich ihr die Hand<br />

reichen, muß ich sie retten, und es wird mir gelingen,<br />

wenn ich meinem gütigen Beschützer den Vorfall mit<br />

einiger Ausführlichkeit mittheile.«<br />

Nachdem Herta in solcher Weise für Haideröschen<br />

in die Schranken zu treten fest bei sich beschlossen<br />

hatte, ging sie wieder in ihre dämmernde Epheulaube,<br />

durch welche jetzt ein paar schräge Sonnenstrahlen<br />

fielen. Hier nahm das junge Mädchen eine feine<br />

Perlenstickerei in die Hand, schlug ein sauber gebundenes<br />

Buch auf und legte es vor sich auf ein Lesepult.<br />

<strong>Die</strong> Hände fleißig rührend, warf sie häufige Blicke in<br />

das Buch, <strong>des</strong>sen Inhalt sie zwar langsam, aber mit <strong>des</strong>to<br />

mehr Nachdenken durchlas. Nicht selten nahm sie<br />

auch einen Silberstift zur Hand und unterstrich einzelne<br />

Zeilen, die ihr vorzugsweise gefielen.

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