Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 266 — breite Wasser da unten bin. Die Wege durch die Haide kenne ich, aus Wurzeln, Dornen und Disteln mache ich mir nichts, und wenn ich durch Dick und Dünn immer grad’ aus wie ein herrschaftliches Kutschpferd renne, da ermach’ ich’s in knappen zwei Stunden. Hussah, das liebe kleine Ding wird nicht schlecht springen, wenn sie hört, daß Ew. Gnaden so liebreich mit mir gesprochen haben!« »Haideröschen klingt so zartsinnig,« versetzte Herta, »daß ich mir einbilde, Deine Geliebte müsse eine Freundin zarter und duftiger Blumen sein. Grüße sie denn von mir als eine Schwester und bringe ihr dies Veilchensträußchen. Ich habe die lieben Blümchen selbst gepflückt und gebunden, denn ich habe sie gar zu gern.« »Ach, gnädiges Fräulein, so viel Güte!« sagte Clemens, vor Staunen über so ungewohnte Herablassung ganz versteinert. »Laß das und geh’ jetzt! Morgen früh vergiß nicht, Dir Antwort zu holen.« Clemens ging, Herta aber sprang vergnügt ein paar Mal in die Höhe, schlug jubelnd die kleinen Händchen zusammen und sprach dann, mit glücklichem Lächeln in den schönen Augen, den Kopf ein wenig niederwärts beugend und langsam das Zimmer auf- und abgehend: »Das ist heut’ der zweite Mensch, den ich durch eine unbedeutende Kleinigkeit glücklich gemacht habe. Erst freute sich Emma, weil ich sie eigenhändig schmückte
— 267 — und ihre Reize pries, und nun jubelt dieser gute, ehrliche Bursche über ein paar werthlose Blümchen, die ich ihm absichtslos reiche. Gewiß theilt Haideröschen seine Freude und hebt die Blümchen auf wie einen theuer erkauften Schatz. – Ach wie süß und angenehm ist es, wohlzuthun, Freuden und Segen überall auszustreuen, ohne damit zu prahlen! Ich möchte wohl die Wunderkräfte besitzen, von denen uns alte Mährchen erzählen. Dann erhöbe ich mich des Nachts von meinem Lager, verwandelte mich in eine Taube, einen Schmetterling oder in was es mir gerade beliebte, und flöge auf den Strahlen des Mondes und der Sterne überall hin, wo Armuth, Kummer, Elend und Schmerz nach Rettung, Trost und Heilung seufzen. Müßte das ein seliges Leben sein!« Herta blieb stehen und richtete ihr nur mit feinem blaßrothen Duft überhauchtes Gesicht empor, die großen braunen Augen ernst auf den blauen Damm der Haide heftend, den man in meilenweiter Ausdehnung aus dem Fenster übersehen konnte. Ein paar kleine Wölkchen wurden zwischen den Augenbrauen über ihrer feinen, ganz wenig gebogenen Nase, sichtbar. »Magnus!« fuhr sie nachdenklich fort und an dem Zittern des durchsichtigen feinen Stoffes über dem Busen sah man, daß ihr Herz heftiger schlug. »Wie oft, wenn er hier war, hat er mir betheuert, daß er nur mich liebe, daß ich allein ihn glücklich machen könne und daß er elend würde, wenn ich auf meiner
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erkauften Schatz. – Ach wie süß und angenehm ist es,<br />
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ohne damit zu prahlen! Ich möchte wohl die Wunderkräfte<br />
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Dann erhöbe ich mich <strong>des</strong> Nachts von meinem Lager,<br />
verwandelte mich in eine Taube, einen Schmetterling<br />
<strong>oder</strong> in was es mir gerade beliebte, und flöge auf<br />
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Herta blieb stehen und richtete ihr nur mit feinem<br />
blaßrothen Duft überhauchtes Gesicht empor, die<br />
großen braunen Augen ernst auf den blauen Damm<br />
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aus dem Fenster übersehen konnte. Ein paar kleine<br />
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ihrer feinen, ganz wenig gebogenen Nase, sichtbar.<br />
»Magnus!« fuhr sie nachdenklich fort und an dem<br />
Zittern <strong>des</strong> durchsichtigen feinen Stoffes über dem Busen<br />
sah man, daß ihr Herz heftiger schlug. »Wie oft,<br />
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