Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

finanz.math.tugraz.at
von finanz.math.tugraz.at Mehr von diesem Publisher
26.12.2012 Aufrufe

— 264 — »Ach ja, gnädiges Fräulein, ich bin ihr gut, das kann ich wohl sagen und Haideröschen hat auch nichts dawider, und wenn nichts drein kommt und es ist alles auf Pfarre und Hofe wegen der Dispensation in Richtigkeit gebracht, so wollen wir uns auf den Herbst heirathen. Aber nun fürcht’ ich, wird der Herr Graf seine Einwilligung dazu nicht geben, wenn das gnädige Fräulein nicht etwa ein gutes Wort bei ihm einlegen und ihm die Sache vorstellen wollte. Denn es heißt überall, daß Ew. Gnaden mit dem unbändigen Grafen machen könnten, was Sie wollten.« »Da schreibt man mir eine Macht zu, die ich leider nicht besitze, guter Clemens,« erwiederte Herta, traurig den Kopf schüttelnd. »Mein Vetter hat einen gar unbeugsamen Willen, den nicht einmal sein eigener Vater immer leiten kann, wie er es wünscht. Indeß glaube ich wohl, daß, stelle ich ihm die Sache in einer glücklichen Stunde recht dringend vor, er Deinem Glück nichts in den Weg legen wird.« »Ach, Sie sind so gut als schön, gnädiges Fräulein!« fiel Clemens ein, vor Freude einen Blick innigster Dankbarkeit auf das junge Mädchen werfend. »Aber ehe es dahin kommt, wird der Herr Graf Haideröschen wieder abholen und sie zum Dienst zwingen wollen und dann –« »Nun, Du stockst? Sage grade heraus, was Du meinst!«

— 265 — »Ja, sehen Ew. Gnaden, wenn er das beabsichtigen sollte, dann fürchte ich, giebt es Mord und Todtschlag. Denn was wendisches Blut in den Adern hat, das wird dann zuschlagen und wahrhaftig, gnädiges Fräulein, Sie dürfen mir das nicht übel nehmen, aber ich werde gewiß nicht der Letzte sein!« »Will’s Gott, soll das verhütet werden, guter Clemens,« erwiederte Herta. »Ich zähle mich auch halb und halb mit unter die Wenden, obwohl ich meine guten Ältern nie gekannt habe, und da verlangt es schon die Stammverwandtschaft, daß ich mich Deiner und Deiner Geliebten annehme. Ich kann es Dir zwar nicht bestimmt versprechen, guter Bursche, daß Haideröschen hier auf dem Schlosse eine Zuflucht finden wird, denn von mir hängt das nicht ab. Ich bin selbst nur Gast, wenn ich auch für das Kind des Hauses gelte. Mein Wort jedoch gilt etwas beim alten Grafen, und diesen werde ich von Deinem Anliegen in Kenntniß setzen. Komm morgen um diese Zeit wieder und hole Dir Antwort. Adieu, auf Wiedersehen!« Herta reichte dem Burschen ihre kleine weiße Hand, die Clemens schüchtern und voll Ehrfurcht küßte. Als er sich mit vielen Kratzfüßen wieder entfernen wollte, rief ihn Herta nochmals zurück. »Sage mir doch, Clemens,« sprach sie, »ob Du Haideröschen heut’ noch siehst?« »Ei Jeses, freilich!« erwiederte der Bursche. »Ich werde nicht schlecht laufen, wenn ich nur erst über das

— 264 —<br />

»Ach ja, gnädiges Fräulein, ich bin ihr gut, das kann<br />

ich wohl sagen und Haideröschen hat auch nichts dawider,<br />

und wenn nichts drein kommt und es ist alles<br />

auf Pfarre und Hofe wegen der Dispensation in Richtigkeit<br />

gebracht, so wollen wir uns auf den Herbst heirathen.<br />

Aber nun fürcht’ ich, wird der Herr Graf seine Einwilligung<br />

dazu nicht geben, wenn das gnädige Fräulein<br />

nicht etwa ein gutes Wort bei ihm einlegen und ihm die<br />

Sache vorstellen wollte. Denn es heißt überall, daß Ew.<br />

Gnaden mit dem unbändigen Grafen machen könnten,<br />

was Sie wollten.«<br />

»Da schreibt man mir eine Macht zu, die ich leider<br />

nicht besitze, guter Clemens,« erwiederte Herta, traurig<br />

den Kopf schüttelnd. »Mein Vetter hat einen gar unbeugsamen<br />

Willen, den nicht einmal sein eigener Vater<br />

immer leiten kann, wie er es wünscht. Indeß glaube ich<br />

wohl, daß, stelle ich ihm die Sache in einer glücklichen<br />

Stunde recht dringend vor, er Deinem Glück nichts in<br />

den Weg legen wird.«<br />

»Ach, Sie sind so gut als schön, gnädiges Fräulein!«<br />

fiel Clemens ein, vor Freude einen Blick innigster<br />

Dankbarkeit auf das junge Mädchen werfend. »Aber<br />

ehe es dahin kommt, wird der Herr Graf Haideröschen<br />

wieder abholen und sie zum <strong>Die</strong>nst zwingen wollen<br />

und dann –«<br />

»Nun, Du stockst? Sage grade heraus, was Du<br />

meinst!«

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!