Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes
— 252 — Landmann diesen Baum nennt, einer »Rose von Jericho« empor. Dort sah er etwas Weißes schwebend zwischen Himmel und Erde flattern. Schleunig eilte er darauf zu und erkannte die Wendin, die sich vergeblich anstrengte, aus den sie umrankenden schlangenartigen Ästen des alten Baumes, in denen ein Theil ihrer Kleider hängen geblieben war, sich los zu machen und herabzuspringen. »Bist Du es, Röschen?« fragte er flüsternd. Die Wendin hörte ihn. »O rettet mich, rettet mich, wer Ihr auch sein mögt!« gab sie flehentlich zur Antwort. »Die Angst tödtet mich und er wird mich verfolgen!« »Wo ist der Graf?« fragte Heinrich, am Spalier empor kletternd, die Kleider des Mädchens gewaltsam von dem Geäst losreißend und sie sanft auf die Erde herabhebend. Haideröschen zitterte wie ein Espenlaub. »Dort! dort!« sagte sie stammelnd, vor Angst und Schauder mit den Zähnen klappernd, und deutete nach den trüb schimmernden Fenstern. »Gott Lob, ich bin ihm entronnen! Aber wer seid Ihr, wackerer Mann?« »Kennst Du den Maulwurffänger nicht, den Freund der Armen und Nothleidenden?« versetzte Heinrich lächelnd. »Ich komme von Deinem Vater in der Absicht, Dich zu beschützen. Hat Dir der Bube ein Leid angethan?«
— 253 — »Nein, nein, Gott sei gelobt!« sagte Haideröschen athemlos, ihre Arme vertrauensvoll um den stämmigen Nacken des schlichten Landmannes schlingend. »Die Engel des Himmels haben über mir gewacht und dem Bösen die Hände gebunden. Aber komm, Heinrich, komm, laß uns fliehen, ehe er mir nachsetzt!« »Das soll er wohl bleiben lassen,« sagte der Maulwurffänger, drohend die Hand gegen die erleuchteten Fenster ballend. »Beruhige Dich, Haideröschen, Du bist jetzt geborgen!« So sprechend legte er sanft seinen Arm um ihren Oberkörper und führte sie dicht an dem Gebäude hin nach der Hausthür. »Nicht da hinein, Heinrich!« flehte sie bebend. »Er könnte uns begegnen und seine Knechte rufen.« »So schlage ich ihm den verruchten Schädel ein, wie einem tollen Hunde!« rief Heinrich erbittert. »Komm nur, es giebt hier keinen andern Ausweg.« Er zog die Zitternde mit sich fort in’s Schloß, durchschritt mit ihr die Hausflur und trat in den Hof. Hier vernahm er die verworrenen Stimmen des Gesindes, die den Voigt mit Schmähungen überhäuften. Sie hatten bald nach dem Maulwurffänger die Gesindestube mit dem Voigte verlassen und trugen mehrere Laternen, um bei ihrem Licht zu sehen, was es gebe. Auf sie ging jetzt Heinrich mit seiner Schutzbefohlenen zu. Alle erstaunten, das schöne, bleiche, zitternde Mädchen
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Landmann diesen Baum nennt, einer »Rose von Jericho«<br />
empor. Dort sah er etwas <strong>Weiße</strong>s schwebend zwischen<br />
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Schleunig eilte er darauf zu und erkannte die Wendin,<br />
die sich vergeblich anstrengte, aus den sie umrankenden<br />
schlangenartigen Ästen <strong>des</strong> alten Baumes, in<br />
denen ein Theil ihrer Kleider hängen geblieben war,<br />
sich los zu machen und herabzuspringen.<br />
»Bist Du es, Röschen?« fragte er flüsternd.<br />
<strong>Die</strong> Wendin hörte ihn. »O rettet mich, rettet mich,<br />
wer Ihr auch sein mögt!« gab sie flehentlich zur Antwort.<br />
»<strong>Die</strong> Angst tödtet mich und er wird mich verfolgen!«<br />
»Wo ist der Graf?« fragte Heinrich, am Spalier empor<br />
kletternd, die Kleider <strong>des</strong> Mädchens gewaltsam von<br />
dem Geäst losreißend und sie sanft auf die Erde herabhebend.<br />
Haideröschen zitterte wie ein Espenlaub. »Dort!<br />
dort!« sagte sie stammelnd, vor Angst und Schauder<br />
mit den Zähnen klappernd, und deutete nach den trüb<br />
schimmernden Fenstern.<br />
»Gott Lob, ich bin ihm entronnen! Aber wer seid Ihr,<br />
wackerer Mann?«<br />
»Kennst Du den Maulwurffänger nicht, den Freund<br />
der Armen und Nothleidenden?« versetzte Heinrich lächelnd.<br />
»Ich komme von Deinem Vater in der Absicht,<br />
Dich zu beschützen. Hat Dir der Bube ein Leid angethan?«