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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 221 —<br />

weichen Laib Brod ein tüchtiges Stück für sich und das<br />

Mädchen ab, holte sein Einschlagmesser hervor und<br />

reichte dem Mädchen die kurze zweizinkige Gabel, die<br />

am untern Ende <strong>des</strong> Messers eingefugt war. Er selbst<br />

bediente sich der stumpfen Klinge, um riesengroße Bissen<br />

weißen Bro<strong>des</strong> damit anzuspießen, sie in das Öl zu<br />

tauchen und, nachdem sie sich vollgesogen, in seinen<br />

nicht eben kleinen Mund zu schieben.<br />

Es giebt wenige Genüsse, welche die Wenden und<br />

auch viele Deutsche unter den Landleuten so sehr lieben,<br />

als den <strong>des</strong> frischgeschlagenen Leinöls, und Marie<br />

ließ sich daher nicht zweimal auffordern, dem für<br />

einen verwöhnten Gaumen vielleicht ungenießbar erscheinenden<br />

ländlichen Gericht tüchtig zuzusprechen.<br />

Der Voigt hatte nicht zu viel behauptet, die Knechte,<br />

am meisten der Großknecht, ärgerten sich wirklich,<br />

daß sie hätten blau anlaufen mögen, sie durften es sich<br />

aber nicht merken lassen, wenn sie nicht von dem bei<br />

solchen Gelegenheiten unerbittlichen Voigt unbarmherzig<br />

aufgezogen sein wollten. Deßhalb stellten sie<br />

sich, als läge ihnen gar nichts an dem duftenden Leinöle,<br />

an welchem jetzt Marie so behaglich mit dem Voigte<br />

sich gütlich that, ja als sei ihnen die Pfeife schlechten<br />

Tabaks, die sich einer nach dem andern am Kienspane<br />

anzündete, zehnmal lieber.<br />

Der Voigt unterließ auch nicht, nach jedem Bissen,<br />

den er hinunterschluckte, seine malitiösen Bemerkungen<br />

zu machen und dabei die außergewöhnliche Güte

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