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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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zu thun, er säh’ die Alte wahrhaftig mit keinem Auge<br />

an!«<br />

»Das hat er auch nicht nöthig,« meinte die jüngere<br />

Magd. »So ein schmucker, flinker Kerl!«<br />

»Gelt, Du möchtest ihn in der Hölle warm halten?«<br />

warf der Großknecht ein, und während die Magd erröthete<br />

und die Augen niederschlug, fiel das ganze übrige<br />

Gesinde in das lauteste und anhaltendste Gelächter.<br />

<strong>Die</strong> jüngeren Mägde kicherten noch, als der Voigt<br />

wieder eintrat. Er trug in der linken Hand einen mittelgroßen<br />

irdenen Napf und unterm rechten Arm ein<br />

angeschnittenes Roggenbrod von weißem abgenommenem<br />

Mehl, wie es für die herrschaftliche Tafel gebacken<br />

wurde. Lächelnd stellte er bei<strong>des</strong> auf den Gesindetisch,<br />

wobei namentlich die entfernter sitzenden<br />

Knechte neugierig lange Hälse machten, um zu sehen,<br />

was die Schüssel wohl enthalten möchte.<br />

»Nun komm, Marie,« sagte der Voigt, zwei Schemel<br />

an den Tisch rückend. »Bring’ die Salzmeste her und<br />

nachher iß, so lange Dir’s schmeckt. Es ist das reinste<br />

Leinöl, süß wie Mandelmilch und gesunder wie Kleebutter!«<br />

Sichtlich erheiterten sich bei dieser angenehmen<br />

Nachricht die bisher so traurigen Züge Mariens. Sie<br />

brachte die Salzmeste, aus welcher der Voigt einen<br />

vollen Löffel Salz schöpfte und es in den mit der<br />

braunglänzenden dicken Flüssigkeit bis zum Rande angefüllten<br />

Napfe schüttete. Dann schnitt er von dem

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