Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 206 — auch unser Freund schon an der Thür erschien. Beim Anblicke dieses Herumstreichers färbte sich das Gesicht des jungen Grafen braunroth vor Zorn und er machte Miene, diesen handgreiflich dem unberufenen Störenfried fühlen zu lassen. Heinrich besaß jedoch ein zu scharfes Auge und zu viel schlangenglatte Gewandtheit, um selbst einem erzürnten mächtigen Edelmanne gegenüber den Kürzern zu ziehen. In seiner kordialen Manier schwenkte er grüßend die Mütze und sagte, geheimnißvoll und pfiffig mit den Augen blinzelnd: »Gelt, Ew. Gnaden, heut’ verdien’ ich eine Extrabelohnung?« »Wohl etwa dafür, daß Du in finsterer Nacht mich und mein ganzes Gesinde durch Dein Gelärm in Schrecken setzest?« »Das will ich just nicht behaupten, Ew. Gnaden, wenn aber der Herr Graf wüßten, weßhalb ich so gelärmt habe, – ja, Ew. Gnaden, dann –« »Was dann? so endige doch!« »Endigen? Ich möchte wissen, wozu? Sie machen ja ein Gesicht, als hätte Ihnen der Teufel ein Bein gestellt! Und da sollt’ ich mich in die Gefahr begeben, Ihnen durch meine Nachrichten noch obendrein den Kamm schwellen zu machen? Ja, daß ich ein Narr wäre! Ich wünsche Ihnen eine geruhsame Nacht!« Der schlaue Maulwurffänger machte einen Kratzfuß und wollte das Zimmer verlassen.

— 207 — »Bleib!« befahl Magnus, durch diesen Eingang neugierig gemacht. »Ich verspreche, Dich meinen Verdruß nicht entgelten zu lassen. Rede, was giebt es?« »Wenn mich Ew. Gnaden anhören wollen, so habe ich Ihnen vorerst gehorsamst ein volles Dutzend Maulwürfe zu präsentiren, die ich heut’ und gestern auf Ihren schönen Äckern durch meine Kunst gefangen habe. Begehren Sie die kleinen Bestien zu sehen?« »Behalte das Ungeziefer und mache damit, was Du willst. Mein Voigt wird Dir den Lohn dafür auszahlen.« »Danke unterthänigst, Herr Graf!« »Was bringst Du sonst noch?« Heinrich sah sich um, als fürchte er, es möchte irgendwo Jemand versteckt Ihr Gespräch belauschen können. »Wir sind ganz allein,« sagte Magnus noch immer mit schlecht verhehltem Ärger. »Was Du hier sprichst, bleibt unter uns.« »Was geben Sie mir,« flüsterte der Maulwurffänger dem Grafen leise zu, »wenn ich mache, daß die niedliche kleine Wendin, die Sie vom Todtensteine mit sich genommen haben, Ihren Willen thut?« Mißtrauisch betrachtete ihn der Graf eine Weile, dann versetzte er kühl: »Woher weißt Du, daß ich beim Todtensteine war?«

— 206 —<br />

auch unser Freund schon an der Thür erschien. Beim<br />

Anblicke dieses Herumstreichers färbte sich das Gesicht<br />

<strong>des</strong> jungen Grafen braunroth vor Zorn und er<br />

machte Miene, diesen handgreiflich dem unberufenen<br />

Störenfried fühlen zu lassen. Heinrich besaß jedoch ein<br />

zu scharfes Auge und zu viel schlangenglatte Gewandtheit,<br />

um selbst einem erzürnten mächtigen Edelmanne<br />

gegenüber den Kürzern zu ziehen. In seiner kordialen<br />

Manier schwenkte er grüßend die Mütze und sagte, geheimnißvoll<br />

und pfiffig mit den Augen blinzelnd:<br />

»Gelt, Ew. Gnaden, heut’ verdien’ ich eine Extrabelohnung?«<br />

»Wohl etwa dafür, daß Du in finsterer Nacht mich<br />

und mein ganzes Gesinde durch Dein Gelärm in<br />

Schrecken setzest?«<br />

»Das will ich just nicht behaupten, Ew. Gnaden,<br />

wenn aber der Herr Graf wüßten, weßhalb ich so gelärmt<br />

habe, – ja, Ew. Gnaden, dann –«<br />

»Was dann? so endige doch!«<br />

»Endigen? Ich möchte wissen, wozu? Sie machen ja<br />

ein Gesicht, als hätte Ihnen der Teufel ein Bein gestellt!<br />

Und da sollt’ ich mich in die Gefahr begeben, Ihnen<br />

durch meine Nachrichten noch obendrein den Kamm<br />

schwellen zu machen? Ja, daß ich ein Narr wäre! Ich<br />

wünsche Ihnen eine geruhsame Nacht!«<br />

Der schlaue Maulwurffänger machte einen Kratzfuß<br />

und wollte das Zimmer verlassen.

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