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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 191 —<br />

Haideröschen mochte etwa eine Minute in dieser<br />

horchenden Stellung verharrt haben, als sie es rauschen<br />

hörte, nicht aber vor der Thür, sondern hinter<br />

<strong>oder</strong> an der Wand. Sie hielt den Athem an und horchte<br />

noch angestrengter. Da bemerkte sie deutlich, daß<br />

die gemalten Jäger auf der Tapete zu zittern begannen,<br />

die Wand aus ihren Fugen wich und sich gegen sie bewegte.<br />

Ein dumpfes Ach! entrang sich ihren Lippen, sie<br />

wollte fliehen und eilte nach der Thür. Allein, wie heftig<br />

sie auch am Schlosse drückte, es wich und wankte<br />

nicht! Auch wäre Flucht bereits zu spät und höchst unklug<br />

gewesen, denn Graf Magnus stand schon im Zimmer<br />

und drückte die unsichtbar in die Wand eingefugte<br />

Thür leise wieder zu. Eben so freundlich, wie er sie vor<br />

einer Stunde verlassen hatte, trat er wieder zu ihr und<br />

fragte bescheiden, was sie ihm mitzutheilen habe?<br />

Überrascht schwieg Haideröschen mit zu Boden gesenkten<br />

Blicken.<br />

»Muth, mein Kind, Muth!« sprach der Graf, seine<br />

Hand sanft unter ihr Kinn schiebend und das Köpfchen<br />

aufrichtend. »Du hast mir geschellt, jetzt mußt Du auch<br />

sprechen.«<br />

»Ach, gnädigster Herr, Erbarmen!« erwiederte die<br />

Wendin zaghaft. »<strong>Die</strong> Schelle sollte nur einmal läuten<br />

und sie hat –«<br />

»Zweimal geläutet,« fiel ihr Magnus lächelnd in’s<br />

Wort. »Ja, mein Kind, das hab’ ich gehört, darum bin

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