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Ernst Adolf Willkomm Weiße Sclaven oder Die Leiden des Volkes

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— 19 —<br />

gepriesen, was mir immer begegnen möge, aber verdreifacht<br />

wird mein Glaube werden, der mich stets aufrecht<br />

erhalten hat in Noth und Elend, wenn ich diese<br />

abgehetzten Glieder endlich nach langer Irrfahrt an<br />

meiner Ältern Grabe zur Ruhe niederlegen sollte.«<br />

Der Greis sprach so ernst und feierlich, daß selbst<br />

dem etwas neugierigen Wirth, der gern heiter und launig<br />

war, die Wiederanknüpfung <strong>des</strong> Gespräches verleidet<br />

ward. Er schwieg gänzlich, auch der jüdische Kutscher<br />

mit seinem Sohne flüsterte nur leise, dagegen erhob<br />

die spinnende Alte, die schon längst wieder ihrer<br />

Gewohnheit nach die Spindel drehte und ein Gespräch<br />

nur dann beachtete, wenn Worte darin vorkamen, die<br />

irgend ein vergangenes Ereigniß urplötzlich in ihr unklares<br />

Gedächtniß zurückriefen, abermals ihre Stimme.<br />

Phantastisch die linke Hand schüttelnd, sprach sie<br />

in singendem dumpfem Tone:<br />

»Zu Haus, im Felde<br />

Zwiefache Noth!<br />

Schlimm ist’s für Jeden,<br />

Der hat kein Brod!«<br />

Dann fiel sie sogleich in ein lustiges Gelächter,<br />

stampfte taktmäßig mit dem Fuße auf das Bänkchen<br />

ihres Rockenhalters und sang munter und fröhlich, den<br />

Kopf hin und her wiegend und häufig laut dazwischen<br />

auflachend, indem sie die Spindel in hohen Bogen um<br />

sich tanzen ließ:<br />

»Tom tom tinz,

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